Sonntag, 29. November 2009

An die Muslime in aller Welt

Die Anti-Minarett-Initiative wurde heute
durch die Volksabstimmung angenommen.

ENTSCHULDIGUNG
für diese Entscheidung.
 
GRANDE EXCUSE
pour cette décision.
 
GRANDE SCUSA
per questa decisione.
 
BIG SORRY
for this decision.

Ein schwarzer Tag für die Schweiz

Samstag, 28. November 2009

Nikolaus Brender: Ein schwarzer Tag für Deutschland

Als der STERN am 26.02.2009 berichtete, der «Streit um ZDF-Chefredakteur eskaliert», hatte man noch einige Monate und schliesslich die Kanzlerwahl vor sich, um zu hoffen, ein solcher GAU bezüglich der Rundfunk-Freiheit sei abwendbar. Die Realität zeigte letzten Freitag das Gegenteil: Der GAU ist eingetreten, diese Freiheit ist verletzt und damit die Meinungsfreiheit aller Bürger beschnitten.

Nicht dass man dem Grundlagenirrtum verfallen sollte, bis zum 27.11.09 sei in Sachen Rundfunk- Medien- oder Meinungsfreiheit alles zum besten bestellt gewesen. Versuche der Gleichschaltung der Medien mit politischen Interessen sind leider zum Standard geworden.
 
Doch was in der Sache «Abwahl von Nikolaus Brender» abging, schlägt dem Fass den Boden aus. Da kommt tatsächlich ein Roland Koch im Schlepptau der CDU (samt der Ex-MfS-Mitarbeiterin, der Kanzlerin) daher und meint er müsse (als schliessliche Ausrede) die «Management-Fähigkeiten» eines Chefredaktors beurteilen, und diese Fähigkeiten seien eben schlecht.
 
Roland Koch, CDU, sollte seine Platte in der Tat runterdrehen! Die Rundfunkfreiheit wird im Grundgesetz Artikel 5 betont zu Stabilisierung des Freiheitsrechts. Und dieses Freiheitsrecht gehört dem deutschen Volk, nicht diesem Herrn exklusive.
 
Dass er nicht in der Lage ist, einen Chefredaktor zu beurteilen, wurde soeben bewiesen. Sich zu erdreisten, auf der Abwahl Nikolaus Brenders zu bestehen, und definitiv einen «Einheitsrundfunk deutscher Nation» einrichten zu wollen, ist ein absurdes Wagnis, zu dem ihn sicherlich die Kanzlerin beglückwünschen würde.
 
Dieser fällt so eine Einheitsregelung nicht auf, die ist sich Einheitliches gewohnt: Wer fürs MfS arbeitete und nun in der Funktion der Kanzlerin dem Volk gegenüber nicht bereit ist, seine Stasi-Akte zu öffnen, ist und bleibt diffus, unentschlossen und stets anrüchig. Das Thema «IM-Stasi» ist kein Thema bloss der Linken, es führt mitten ins Kanzleramt, zu jener Frau, die während des Mauerfalls in der Sauna sass, während die Ossis in den Strassen ihr Leben riskierten.
 
Beck! Lafontaine! Gysi, Platzeck und all die vielen anderen!
Europa und Deutschland brauchen Sie!
Beenden Sie Ihr Wundenlecken und stehen Sie auf!
Es heisst jetzt: «An die Säcke»! Gegensteuerung ist angesagt!
Befreien Sie Deutschland vom CDU/CSU-Einheitsrundfunk!
Verhindern Sie den neuen Schritt zur Gleichschaltung!

Bloggers und Web Sites zum Rundfunk-GAU

Videos

  1. ZDF-Verwaltungsrat - Brender muss gehen
  2. ZAPP: Überwältigende Unterstützung für Nikolaus Brender
  3. Wie der politischer Einfluss auf die TV-Anstalten funktioniert
    (Zitat vom 10.08.2001)
  4. Schächter bedauert negatives Votum
  5. Kurt Beck über die Entlassung von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender

Mittwoch, 25. November 2009

Roman Polanski gegen Auflagen frei

Die II. Beschwerdekammer des Bundesstrafgerichts Bellinzona hat die Beschwerde Polanskis gutgeheissen mit den Auflagen:

  • Kaution in der Höhe von Fr. 4,5 Mio. Franken
  • Abgabe der Ausweispapiere
  • Hausarrest verbunden mit elektronischer Überwachung
Es war nur ein Anhalten Polanskis grosser Zeit.
Ein bitterer Zwangshalt - doch läuft sie jetzt weiter.
 

61 Tage sind genug!
Richter der USA, schliessen Sie die Akte Polanski!

Dienstag, 24. November 2009

Klimawandel: Flieg Bär flieg …

Ein durchschnittlicher Kurzstreckenflug produziert über 400 kg Treibhausgase pro Passagier. Das entspricht dem Gewicht eines ausgewachsenen Bären. Das Video konfrontiert die Leute mit der Tatsache, dass Kurzstreckenflüge NICHT ohne negativen Effekt auf das Klima sind und helfen, den Klimawandel voranzutreiben.

Gefunden über: Wer ein Flugzeug benutzt ist ein Klimaverbrecher und Bärenkiller! von Michael Miersch [24.11.2009]
 

Dazu aus dem Freigeisterhaus:

Jetzt labern sie vom BLitz-Klimawandel [24.11.09]

Montag, 23. November 2009

Berns Bärenproblem

Die Berner sind mächtig stolz auf ihre Bären. Doch seit der Bärenpark existiert, häufen sich die Probleme.

Berns Bärenproblem

Budgetplanung: statt 14.5 Millionen 23.6 Millionen

Geplant wurde das Gehege in Hanglage für ca. 14.5 Mio. Franken. Erst wenige Tage vor der Eröffnung entdeckte man, dass wichtige Bohrungen und Sicherungsmassnahmen zur Stabilisierung des Hangs nicht ausgeführt worden waren. Nicht nur dass der aktuelle Bau lebensgefährlich ist, eine Sanierung wird die Kosten auf ca. 23.6 Mio. Franken erhöhen.
Die Meinung des Berner Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät zum Problem: «Jetzt überwiegt erstmal die Freude.»

Nicht verlegte Pflastersteine

Zur Unterstützung des Budgets konnten Private und Firmen in der Aktion «Pflasterstein - mit Herz und Stein für den Bärenpark» für 100 Franken so einen Stein mit persönlicher Gravur erstehen. 12'000 machten mit, aus dem Bruttoerlös von 1.2 Mio. Franken blieben netto 800'000 Franken. Erst um den 10. November herum erkannte man, dass viele dieser persönlichen Objekte gar nicht verlegt waren.
Die Meinung der Verantwortlichen: «Wir wurden damals vom Erfolg der Aktion überwältigt.»

Einbruch ins Bärengehege

Am Samstag, 21.11.2009 brach ein junger Mann ins Bärengehege ein, wurde vom Bären «Finn» angefallen und überlebte glücklicherweise verletzt. Finn kriegte einen Schuss mit Deformationsgeschoss (!) ab, und erst morgen werden seine Überlebenschancen abgeschätzt werden können. Wie Bärenparkdirektor Bernd Schildger soeben in der ARD mitteilte, sind diese gering.
 
Eingedenk der o.a. Überforderungen während der Realisierung des Bärenparks fragt man sich in der Tat, ob die Verantwortlichen nebst funktionierender Einbruchs- auch die Ausbruchssicherung des Geheges vergessen hätten.
Die Meinung der Verantwortlichen: «Das Gehege ist sicher.»

Die Bären sind los

Eine virtuelle Meldung im Frühling 2010
Nachdem mit grosser Freude alle persönlichen Pflastersteine im Bärenpark Bern verlegt werden konnten, rutschte der ganze Hang samt Gehege ab und verschwand in der Aare. Die Bären brachen glücklicherweise zeitig aus und tanzen nun vor dem Bundeshaus. Da unter den Schaulustigen Freude herrscht, wird vom Abschuss der Tiere abgesehen und der Platz samt Gebäude eingezäunt.
Weil ein Grossteil der Schweizer Regierung folglich lahm liegt, übernimmt die Armee die wichtigsten Geschäfte. Vor Freude überwältigt verteilt der Stadtpräsident Alexander Tschäppät in den Strassen und Gassen Bärenmützchen und Bärendreck.
Und er meint, es sei wie während der EURO 2008: Was damals die Oranje-Begeisterung sei heute das Bärenfieber. Dass einige Quartiere durch die sich stauende Aare bereits überflutet seien, stelle zwar ein Problem dar, es überwiege jetzt aber einfach die Freude.

Blogs zum Bären «Finn»

Donnerstag, 19. November 2009

Alles Gute für Oskar Lafontaine !

Heute wird Oskar Lafontaine voraussichtlich operiert.
Der Mann hat schon manche Hüde genommen.
Auch diese wird er mit Würde und Bravour überwinden.
Ich wünsche ihm gute Genesung, und für die kommende Zeit
Alles Gute!

 
Die unten stehenden Links zu bloggerfueroskar und Spiegelfechter beschreiben das unsägliche Schmierentheater der "Qualitätsmedien", das in letzten Wochen angezettelt und willfährig herumgereicht wurde.
Alles Gute für Oscar!
Blogger für Oskar !
http://bloggerfueroskar.wordpress.com

Unter vielen anderen weitere Blogs für LAFO

Sonntag, 15. November 2009

Minarette sind keine Penisse, Frau Onken !

Wenige Tage vor der Abstimmung über die Initiative zum Minarettverbot scheinen Promis oder solche, die es gerne sein möchten, sich ihrer Unentbehrlichkeit für die Meinungsbildung bewusst zu werden. So gibt auch die Schweizer Psychologin und Psychotherapeutin Julia Onken einen Wurf zum besten und meint im Boulevardblatt Blick vom 15.11.2009 : «Minarette sind männliche Machtsymbole».

Bei allem Verständnis für die Frauenrechtlerin Onken, die sich aus Bildungsgründen wohl einst Sigmund Freuds obskure Lehren ins Hirn gezogen haben mag: Nicht jedes hohe oder lange Objekt ist gleich ein Phallussymbol, und ein Minarett als «Tor zum Himmel» diente ursprünglich als Leuchtturm und erfüllt die Aufgabe im weitesten Sinn als «Wegweiser zur Moschee» noch heute.
 
Falls die Dame es vorziehen sollte, in ihrem phalluszentrischen Weltbild zu verharren, hat Lupe, der Satireblog, für sie anlässlich des letzten Sommerlochs etwas Putziges, Abkühlendes und Beruhigendes vorbereitet: «Dangast-Phallus verzückt SVP-Delegation».
 
Anlässlich der Minarett-Diskussion wichtige Themen wie «Körperverhüllung», «Frauenrechte im Islam» stellvertretend und als reine Trabanten einzusetzen, schadet der ganzen Sache: Von der aktuellen Problematik wird abgelenkt, und in der Tat lebenswichtige Themen für Frauen in der ganzen Welt werden diminuiert und so missbraucht.
 
Ein Problem bieten die Inhalte des Koran nicht per se sondern deren strenge oder fundamentalistische Auslegung. Eine für die Muslime akzeptierbare Sakralarchitektur kann durchaus unter den Koran-Gläubigen in der christlichen Kultur für Entspannung sorgen und damit einen offeneren Blick des Islam in die Welt bewirken.
 
Ein Minarett in der europäischen Diaspora erfüllt seine Funktion nicht mehr voll, kann aber zumindest als Symbol an einem Gebetshaus oder einer Moschee für Muslime Halt und mentales Zuhause bieten.
 
Wie die gotischen Kirchen als «Wohnhaus Gottes» dem Himmel zustreben, dürfen ruhig Minarette als «Tore zu Gott» in denselben ragen – würde man meinen. Doch der Glaubenskrieg tobt weiter: Da besitzt Herr Oberlehrer Frank A. Meyer, tatsächlich die Güte, als Onken-Unterstützer seinen Erguss auch noch in «Die Achse des Guten» zu legen.
 
Ach ja, man kann schliesslich nie gut genug sein …

Dazu:

Montag, 9. November 2009

Mauerfall: Domino Day - Berlin 09.11.09

Spät fiel sie - doch sie fiel!

Mauerfall: Ruth und ich waren in Wiesbaden

Ein Teil unserer Familie hatte sich am 09. November 1989 aus einem ganz anderen Grund in Wiesbaden versammelt. Nach einem langen Spaziergang mit meinen Hunden im Biebricher Schlosspark stand ich unter der Dusche, als Judith ohne anzuklopfen ins Badezimmer stürzte und rief: «Die Mauer fällt!» Erschrocken öffnete ich die Augen, sah gerade noch, dass Judith weinte, bevor mir alles, was an Shampoo und Seife brennen kann, in die Augen lief.
 
Die folgenden Stunden bis am frühen Morgen des nächsten Tages bildeten rückblickend eine Nacht der Tumulte und des Schweigens zugleich. Die älteren Familienangehörigen, die einst für den Massenmörder namens «Führer» viel zu unarisch gewesen waren, weinten. Trotz aller Erinnerungen bahnte sich für sie ein zweiter grosser Glücksfall an. Lange Augenblicke starrten sie still vor sich hin, um unverhofft zu äussern: «Dass wir das alles überlebten …»
 
David hatte sich mit meinen Hunden in eine Ecke zurückgezogen und lockte mich mit Blicken an. Es musste sich in der Tat was Immenses ereignet haben. Der Fernseher lief pausenlos, David informierte mich rasch, und wir entschlossen uns nach kurzer Lagebesprechung, als jüngste erwachsene Familienmitglieder die Situation zu managen.
 
Dazu lieferte die schon damals uralte Ruth, die mich aus unerklärlichen Gründen stets «Niki» rief, die durchschlagende Idee: «Niki, nimm den Leuchter – du weisst schon, nimm einfach alles, was du findest.» - raunte sie mit zu, während sie mich am Ärmel festhielt. So zündeten wir alle Kerzen an, die irgendwie im Haus aufzutreiben waren und kreierten vollkommen ausser Kurs das grösste Lichterfest aller Zeiten.

***

Ruth und ihrer Schwester war damals die Flucht aus Warschau nach Paris noch rechtszeitig gelungen. Irgendwann kehrten die jungen Frauen über andere Länder nach Europa zurück und liessen sich in Wiesbaden nieder. Wir kamen meist am heutigen Datum zusammen, und wenn Ruth von jener Zeit sprach, als sie noch «zufrieden» gewesen seien, meinte sie die Zeit vor dem 09. November 1938.
 
Seit Tagen hatte Ruth trotz guten Zuredens nicht mehr aufstehen wollen. Nach einem Sturz nur leicht verletzt, war sie befallen worden von bodenloser Traurigkeit. Doch sie hatte nicht mit mir gerechnet. In jugendlichem Übermut rollte ich ein Tischlein in ihr Zimmer, forderte sie auf, mich ganz fest zu umarmen, setzte sie im Bett auf, guckte sie an, bis ihre Augen pfiffig leuchteten, hievte sie auf das Rollobjekt und fuhr sie in den Wohnraum, wo man uns mit Freudenrufen empfing. Ruths Lebenswille war neu erwacht. Ihr Platz am Tisch wurde ihr Ehrensitz, und als sie Jahre später starb, geschah das genau dort.

***

In der Küche war alles bereitgestellt, so konnten David und ich realisieren, was zu tun war, wenn wir auch zwischendurch im stets neu entstehenden Chaos den Überblick verloren: Tische und Sessel herrichten, Essen servieren, Kerzenschein nachladen, Beruhigen, Stützen, Taschentücher organisieren, Telefonate vermitteln, sofern überhaupt eine Leitung zustande kam.
 
Waren wir zu Anfang an die zwanzig Leute, gesellten sich bis nach Mitternacht über ein Dutzend hinzu. Ich kannte sie nicht alle, und es ist ein Geheimnis geblieben, wie Rahel damals genügend und so feine Speisen und Leckereien für alle vorbereitet hatte.
 
Ziemlich ausgepowert räumten wir am frühen Morgen die wichtigsten Dinge weg. Es war still geworden, die Gäste waren nach Hause gegangen oder hatten sich hingelegt, als David mit einer Decke herkam, sich auf Mamas grossem Sessel einrichtete und meinte: «Jan schläft in meinem Bett.»
 
Ich fühlte mich unvermittelt seltsam verloren, leinte meine Hunde an, und wir marschierten durch die Nacht am Sportzentrum vorbei in Richtung einer kleinen Wiese. Vielleicht war es die Kälte, vielleicht auch nur die frische Luft, die mich bewogen, inne zu halten. Ich stand unter einer Strassenlaterne, die Hunde fixierten mich, als mir jenes Bild erschien, das sich vor wenigen Jahren in Weimar eingebrannt hatte. Es war an einem grauen September-Nachmittag gewesen.
 
Ich hatte ein Restaurant betreten, in dem an die fünfzig Menschen sassen und sich anschwiegen oder nur sehr leise miteinander sprachen. Eine völlig dumpfe Situation in Graubraun-Tönen. Ich weiss bis heute nicht, ob meine Empfindung einer immensen Traurigkeit dieser Menschen auf deren Realität wirklich zutraf. Jedenfalls war ich auch da nur gestanden, hatte geschaut, hatte die unvergleichliche Bedrücktheit in mich aufgenommen, und war weggegangen, ohne Gast gewesen zu sein.
 
Als das Bild der Erinnerung sich auflöste, erreichte mich das neue Gefühl: «Hey, die Mauer ist offen!» Und ich dachte daran dass, Goethes Garten, der Ginkgo, die Elbufer, die Bibliotheken, Schlösser und Museen nun einfacher zu erreichen waren. Und um jene traurigen Menschen fröhlicher zu stimmen, würde viel Zeit vergehen müssen.
 
Als ich um vier Uhr nach Hause kam, schlummerten in meinem Bett einige Kinder. So holte ich meinen Schlafsack und legte mich samt Hunden zu Füssen Davids, um einer neuen Zeit entgegenzuträumen.
 
Noch wusste ich nicht um die grossen existenziellen Unterschiede, die Ossis und Wessis trennen würden. Und ich wusste nicht, dass am vergangenen Abend eine Frau nach ihrer Arbeit im MfS in die Sauna gegangen war. Und ich wusste nicht, dass sich diese Frau später über diverse Instanzen hochangeln würde, um deutsche Bundeskanzlerin zu werden.

Andere Blogs zum Thema

Es gibt Tausende, die heute zum Thema gebloggt haben! Symbolisch nur einige ...

Samstag, 7. November 2009

Schweizer Behinderte: Ein Amt spielt Oberlehrer

Die Schweizer Invalidenversicherung hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit übermächtigem pädagogischem Finger durchs Land zu brausen, um die offenbar leicht zurückgebliebene Bevölkerung über Behinderte aufzuklären. Wie es zu diesem «Herbst der Plakate» passt, wirbelt sie dabei viel Staub auf und erreicht nichts als tiefe Verletzungen und bombastischen Ärger.

Unverhofft befanden sich in den letzten Tagen Plakate mit den folgenden Inhalten «anonym» auf öffentlichem Boden:
BEHINDERTE
LIEGEN UNS
NUR AUF
DER TASCHE
  BEHINDERTE
SIND DAUERND
KRANK
 
BEHINDERTE
KOSTEN UNS
NUR GELD
  BEHINDERTE
ARBEITEN
NIE 100 %
Erst als das Malheur sich ereignet hatte, schoben die Initianten ihre pädagogischen Absichten nach und deklarierten ihren Fehltritt als Teaser-Kampagne, mit der man die Bevölkerung bezüglich massiver Vorurteile gegenüber Behinderten hätte aufrütteln wollen.
 
Da stellt sich in der Tat die Frage, wer hier wen aufrütteln sollte.
 
Offensichtlich ist es die Invalidenversicherung, die in erster Linie die Bürger für unmündig blöde zu halten scheint, und findet, das Volk dürfe nun gnädigst auch etwas teilhaben am Stein des Weisen, der eigentlich nur den Verantwortlichen dieser teuren und unnützen Aktion zusteht.
 
Es trifft auch für Schweizer Beamte zu: Bildung muss erworben sein, sonst bleibt sie im Bereich des Scheins, selbst wenn man bei Gelegenheit darauf fokussiert, Invalide zu Scheininvaliden zu degradieren, grosse Beträge zum Jagen mutmasslicher Betrüger zu investieren, und Kampagnen zu starten, von deren Wirkung auf die Öffentlichkeit man offenbar keine Ahnung besitzt.
 
Erschreckt durch die ablehnende Haltung der breiten Öffentlichkeit, schoben die Verantwortlichen nun das, was sie als die Lösung ihres geschaffenen Problems erachten, rasch nach - samt einigen Schönwetter- und Entschuldigungssätzen.
 
Entzückt dürfen wir jedoch verwirrt bleiben:
  • Was meinen die Urheber mit ihren 100 %?
  • Wie kommen sie auf die 120 %?
  • Wie viele Prozente arbeitet jemand in einer 75 %- oder einer 50 %-Arbeitsstelle?
  • Ist eventuell die Arbeitsleistung gemeint?
  • Welche Arbeitsleistung erbringt jemand an einer 60 %-Arbeitsstelle mit 119 % Arbeitseinsatz?
BEHINDERTE
LIEGEN UNS NUR AUF DER TASCHE
wenn wir ihre Fähigkeiten nicht nutzen
Vorurteile behindern  IV Invalidenversicherung 
www.behindertemitarbeiter.ch
BEHINDERTE
SIND DAUERND KRANK
und trotzdem morgens die Ersten im Büro
Vorurteile behindern  IV Invalidenversicherung 
www.behindertemitarbeiter.ch
BEHINDERTE
KOSTEN UNS NUR GELD
bis sie mal zeigen können, was sie wirklich drauf haben
Vorurteile behindern  IV Invalidenversicherung 
www.behindertemitarbeiter.ch
BEHINDERTE
ARBEITEN NIE 100 %
denn sie kennen nur 120 %igen Einsatz
Vorurteile behindern  IV Invalidenversicherung 
www.behindertemitarbeiter.ch

 
Leicht sollten die Verantwortlichen diesmal nicht wegkommen. Ihre Pflicht ist es, offen darzulegen, welchen Betrag an Volksguthaben sie in diese üble Verleumdungskampagne gesteckt haben. Dass über dieses Volksguthaben sämtliche Steuerzahler indirekt und unwissentlich zu Mitschuldigen gemacht wurden, ist als hinterhältig, arglistig und besonders heimtückisch absolut zu verwerfen.
 
Dazu sollen sie geradestehen für die Verletzungen und Schmerzen, die sie den Behinderten zufügten. Die Themen sind nachzulesen im Schweizer Strafgesetzbuch beispielsweise in den Artikeln:
  • 173 – Üble Nachrede
  • 174 – Verleumdung
  • 177 – Beschimpfung
Bedenkt man, dass die Invalidenversicherung auf einer der grössten Datenbanken mit hochsensiblen Daten sitzt und stets bestrebt ist, noch grösseren Zugriff auf noch mehr solche Daten zu besitzen, erfasst einen das nackte Grauen: Offensichtlich inkompetente und weltfremde «Oberlehrer-Typen» mit einem Hang zur Ehrverletzung wursteln sich durch die Daten von Persönlichkeiten, um nach Gelegenheit und Lust und Laune deren Schicksal mitbestimmen zu können.
 
Vielleicht sollte man es den üblen Plakat-Aktionisten in den Kopf hämmern:
Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Weitere Blog-Stimmen zum Debakel:

Mittwoch, 4. November 2009

GM zwingt Kanzler-Darstellerin Richtung Boden

Man weiss nicht genau, wann die Würfel bei GM fielen, Opel nun doch nicht an Magna zu verkaufen. Bekannt wurde dieser Entschluss hingegen, während Kanzler-Darstellerin Merkel sich mit einer Rede als historische Figur im US-Kongress zu etablieren suchte.

Eagle versus Wespe Erika
Dabei hatte alles so wunderbar begonnen, als Kohls Mädchen in die Rolle der grossen Opel-Retterin schlüpfte: Sie wolle keine Scheinlösung herbeiführen, wie das seinerzeit die Schröder-Regierung bezüglich der Holzmann-Pleite getan hätte, verkündete die Kanzlerin vollmundig noch letzten Frühling. Dazu wurde ein Paket von rund 1.5 Milliarden Euros geschnürt zur Realisierung dieses durchschlagenden Plans.
 
Nun, wo der Vorhang in diesem Akt des Opel-Dramas gefallen ist, gilt auch diese Merkel-Show vorläufig als beendet, und gespannt darf auf die Erklärungen aus ihrem Lager gewartet werden. Zurzeit wird geheult. Statt weiter auf Teppichen zu wandeln und sich feiern zu lassen, liegt es nun an der Kanzlerin, die Opel-Gelder möglichst rasch wieder einzutreiben.
 
Die Show im US-Kongress war mittelmässig. Die Selbstdarstellung als «Ach-so-vom-American-Dream-gefesselte-Ossi» hätte sich Merkel ersparen können, bevorzugte sie doch damals eher ihre Arbeit für das MfS - selbstverständlich mit sämtlichen Privilegien, die dieser Arbeitgeber zu verteilen pflegte - und setzte sich in die Sauna, während die Leute im Osten auf den Strassen ihr Leben bis zum Mauerfall riskierten. Da besitzt ja Günter Schabowski mit seinen unsagbaren Zettel-Verlesungen vom 09.11.1989 mehr Charisma.

Weitere Blog-Stimmen zum Debakel:

Sonntag, 1. November 2009

Henryk M. Broder spielt mit seiner Kippa

Als Henryk Broder vor rund zwei Wochen seine Kandidatur für die Wahl zum Präsidenten des Zentralrats der Juden (ZdJ) ankündigte und zu diesem Anlass «nach reiflicher Überlegung» seine Kippa in den Ring schmiss [Meine Kippa liegt im Ring, Tagesspiegel vom 21.10.2009] , bestand noch die Hoffnung, er hüpfe diesem Objekt hinten nach.

Immerhin waren seine Argumente spektakulär:
  • Er befinde sich in einem Alter, in dem er das tun wolle, das er tun sollte.
  • Die ZdJ Deutschland befinde sich in einem erbärmlichen Zustand.
  • Die aktuelle Präsidentin, Charlotte Knobloch, leide an Überforderung.
  • Er werde für ein Ende des kleinkarierten Grössenwahns sorgen.
  • Er werde sich einsetzen, für das Aufheben der Holocaustleugnung als Straftatbestand.
  • Er werde sich um gute Beziehungen zu den in Deutschland lebenden Moslems bemühen.
  • Er sei überzeugt, dass es keine partikularen jüdischen Interessen gebe. Was wer esse, sei Privatsache.
  • Er werde für eine strikte Trennung von Staat und Religion und für eine säkulare Gesellschaft eintreten.
  • Er werde sich einsetzen für eine Religionsfreiheit, zu der auch gehöre, sich über den eigenen Gott und jenen der anderen lustig zu machen.
  • Freiheit, Demokratie, Rechtsstaat seien die Werte, die offensiv verteidigt werden müssen.
Schon hatte man sich gefreut auf eine mittelschwere Revolution, aber was tat der Broder, dieser Tabu-Zersetzer, Masken-Herunterreisser und Verzärtelungszertrümmerer? Er hievte seine Kippa lammfromm aus dem Ring und meinte dazu, er sei weder grössenwahnsinnig noch vergnügungssüchtig.
 
Dabei trifft der Wahnsinn voll zu, von Grösse ist in der Tat nichts erkennbar. Ja nun, vielleicht ist es auch bloss das Alter, dessen Weisheit weder käuflich ist noch an den Bäumen hängt. Und von «lustiger Fantasie», wie Charlotte Knobloch meinte, kann keine Rede sein. Das grenzt an russisches Roulette - eine sehr traurige Angelegenheit, an der der beste Satiriker zugrunde gehen kann.
 
Dabei hatte ihn Michel Friedman gewarnt:

«... Ich erwarte nun aber auch, dass Henryk Broder es ernst meint mit seiner Ankündigung und den Zentralrat nicht zum Zweck der Selbstvermarktung missbraucht.»
[Ich erwarte, dass Broder es ernst meint, Tagesspiegel vom 22.10.2009]


 
Nun, wahrscheinlich tat Broder genau das, was viele ahnten, was Friedmann nicht wollte, und zerstörte dabei auch meine Pläne:
 
Gesetzt den Fall, Henryk Broder wäre nächstes Jahr tatsächlich Präsident des ZdJ geworden, hätte er diesem Amt eingedenk seiner immensen Mobilitätsbedürfnisse mehr schlecht als recht gerecht werden können, da er sich meist irgendwo in der Welt in ein Attikageschoss zwecks «Blick aufs Ganze» einmietet, um seine nächsten publizistischen Würfe zu kreieren.
 
Aufgrund dieser enormen Abwesenheit hätte er einen Schattenpräsidenten benötigt, (jeder tut das heute, Regierungen bilden sogar Schattenhaushalte und Schattenfonds), der die Festung hält, um die effektive Arbeit zu erledigen. Da wäre Michel Friedman genau der richtige Mann gewesen.
 
Da nun der ganze Plan durch Henryk Broders unlustige Aktion ins Wasser gefallen ist, kann Charlotte Knobloch weiter präsidieren, so sie denn möchte, oder es bleibt als letzter Weg der direkte: Michel Friedman for President!
 
Dazu wären bloss zwei Nebensächlichkeiten zu bewältigen:
  1. Die o. a. «Einkaufsliste» Henryk Broders ist zu ersetzen.
  2. Jene, die immer noch mit einem gewissen Blick zurück in Zorn und Entrüstung eine Entgleisung nicht verzeihen können, schauen schlicht nach vorn.

Weitere Stimmen zum Rückzug des Meisters: