So sehr Ricardo Lumengo sympathisch rüberkommt, und so sehr ein farbiger Politiker in der Schweiz auch ein hoffnungsvolles Licht auf das Thema der Integration wirft, die Würfel sind gefallen, «Les jeux sont faits», was bleibt, ist ein möglichst schneller noch ehrenhafter Abgang mit anschliessender Neuorientierung.
Ich unterstelle Ricardo Lumengo keinen Vorsatz, aber er hat Wahlfälschung begangen, selbst wenn von den 44 gefälschten Wahlzetteln nur zwei gültig waren, und man das Ganze folglich als Bagatellfall ad acta legen könnte. Der Nationalrat hat mit seinem Handeln gezeigt, dass er Wesentliches zur Stabilisierung und dem Aufrechterhalten einer Demokratie nicht begriffen hat und meint, Wahlzettel seien je nach Bedarf mal Notiz-, Wegwerf- oder denn eben Wahlpapiere.Am 19.02.2010 schieb ich: «Ricardo Lumengo: So geht das nicht», und heute bin ich froh, dass es nicht gegangen ist.
Das Paradoxe an der Sache ist, dass Lumengo genau jenen Menschen helfen wollte, die aus genau solchen Staaten flüchteten, für deren Politiker Wahlzettel nicht existieren, oder je nach dem Willen der herrschenden Macht abgeändert, vernichtet oder beliebig erweitert werden. Ricardo Lumengo hat sich mit seiner Hilfe zwar als eine Art Erwachsenenbildner betätigt, will hingegen jetzt, wo es schief gelaufen ist, die Verantwortung für den mangelnden Lernerfolg nicht übernehmen.
Ebenso paradox ist, dass Lumengo, seit 1982 in der Schweiz wohnhaft, Schweizer Bürger und Politiker, das Wertesystem nicht begriffen hat. Diesbezüglich unterstelle ich ihm mangelnde Integration!
Demokratie bedeutet eben nicht nur ein bisschen Frieden, ein bisschen Freiheit, ein bisschen Palaver, ein bisschen satt und gesund sein und ein bisschen Spielen. Soll Demokratie nicht zur blossen «Diktatur des Mittelmässigen» verkommen, muss man sie pflegen, sich mit aktuellen Werten auseinandersetzen, Strömungen erkennen etc. Solches ist für zu Integrierende ebenso wichtig wie die Landessprache, Mathe, Geschichte und Geografie.
Ich hoffe sehr, Herr Lumengo entschliesse sich trotz aller Enttäuschung über das für ihn negative Urteil innerhalb nützlicher Frist für einen klaren Rückzug aus der Politik.
Nicht hat er sein Gesicht wohl aber diese Schlacht verloren.
Langes Zaudern und langwieriges Rekurrieren verlängert bloss das Leiden über den Karriereabbruch und verhindert einen schnellen Aufbruch zu neuem Engagement.
Und ein neues Engagement ist möglich – in der Schweiz.
2 Kommentare:
Wenn das "Wahlfälschung" war, was Lumengo tat, dann sind die vorgedruckten Zettel der Parteien ein Verbrechen. Da wird hochoffiziell Unfug betrieben mit dem Begriff "Wahlfälschung", dabei geht es eher in Richtung üble Nachrede gegen Lumengo, mitgemacht durch Parteileitungen, Medien und anderen. Zudem steht das Urteil der Richterin im Verdacht, dass es die 44 Betroffenen völlig übergeht und nicht in ihrem Sinne ist, denn die können sich ja nicht mal äussern, ihre Stimmen zählen nichts. Grotesk.
U. Schüpbach
Öffentlich vorgedruckte Wahlzettel sind schon etwas anderes, als wenn eine Einzelperson sich selber bei Dritten handschriftlich in Wahlzettel einträgt!
Richtig, diejenigen, die die falsch ausgefüllten Zettel einwarfen, werden nun nicht mitgezählt. Das liegt hingegen in ihrer Verantwortung.
Es ist nun das Urteil der nächsten Instanz abzuwarten.
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