Sonntag, 21. November 2010

Jörg Kachelmann: Die Speichelleckerin

Manchmal braucht man in diesem deroutierten Gerichtsverfahren
eine Ecke des Unverfälschten, der Logik und der klaren Worte.
Dazu «Das Interview mit Gisela Friedrichsen» auf dem NDR.

Das Interview mit Gisela Friedrichsen

«Ich will ja gar nicht die Details wissen der Damen, wie sie mit Herrn Kachelmann geschlafen oder nicht geschlafen haben. Es interessiert mich überhaupt nicht.
Ich möchte wissen, ob diese Vergewaltigung stattgefunden hat oder nicht.»


 

Aus dem Trümmerfeld prozessbegleitender Öffentlichkeitsarbeit

Die Boulevardpresse beehrt die Konsumenten erneut mit einer prozessbegleitenden Geschichte aus einem Nebenschauplatz um die Anklage gegen Jörg Kachelmann. Nicht dass das etwas Neues wäre, das Kernproblem scheint zumindest für die notorisch ausgeschlossene Öffentlichkeit seit Monaten keine Rolle mehr zu spielen.
 
Zitate-Quelle
Bunte Nr. 47, 18.11.2010, S. 34 – 38:
«Ich möchte meinen Seelenfrieden wiederhaben!»


 
Das Spuckritual
Die Titelgeberin dieses Beitrags, Katharina Tomaschek, meint dazu:

«Jörg hatte ein spezielles Spuckritual. Er packte mich fest am Handgelenk, spuckte mir in die Hand und verlangte, dass ich seine Spucke auflecke. Ich fragte ihn, ob er das nicht pervers fände. Er sagte kein Wort, sah mich nur an und liess die Hand erst los, als ich tat, was er verlangte. Es ging ihm darum, mir seine Macht zu demonstrieren. Er wollte, dass Frauen ihm zu Diensten sind. Er wollte stets das Alphatier sein, der Bestimmer.»

Nun, man mag solche Speicheltests für kindisch und grenzwertig halten, jedenfalls erlebte ich vor vielen Jahren auch so einen. Leider musste ein Versuch meinerseits vorzeitig abgebrochen werden, da ein Lachanfall mir das Festhalten der Hand verunmöglichte und mein Pokergesicht in tausend Fältchen legte.
 
Nachdem diese Tomaschek also nicht begriffen hat, was das bedeuten könnte, fährt sie mit erschütternden Interpretationen ein, ohne nur daran zu denken, von ihr sei ganz anderes erwartet worden, nämlich: Wege des Verhaltens und der Argumentation finden, um niemals und unter keinen Umständen diesen Speichel zu lecken! Nun, sie hat geleckt und damit gezeigt, wes Geistes Kind sie ist. Weitere Informationen in Matthäus 18.3.
 
Die Glatze

«Vier Wochen nach Kachelmanns Verhaftung rasiert sich Catharina T. ihre kinnlangen Locken bis zur Glatze ab.»

Damit nicht alles so negativ rüberkommt:
eine reife Leistung! Mit dem Haarwuchs scheint's auch wunderbar zu klappen!
Da Jörg Kachelmann am 20. März 2010 verhaftet wurde, scheint die Rasur-Aktion um den 20. April 2010 stattgefunden zu haben.
Da ein Haar ca. 0.5 mm / Tag wächst, wären die Haare bis heute (nach ca. 216 Tagen) ungefähr 108 mm bzw. 10.8 cm lang.
Wunderlicherweise zeigt das Foto auf Seite 34 massiv längere Haare.
Nun, mit Hair Extensions lässt sich vieles – na ja – korrigieren.
Mit Worten eben auch.
 
Keine richtige Beziehung aber heftige Reaktionen

«Wusste sie, dass ihr Freund nicht treu war? 'Nein, aber ich ahnte es. Ich hatte schnell kapiert, dass man mit Jörg keine richtige Beziehung führen kann.'»

Erfreulich: Tomaschek hatte also begriffen – unerfreulich und erstaunlich hingegen die hoch dramatischen Reaktionen auf die offenbar durch die Medien transportierten Details aus Kachelmanns Privatleben (zur Auswahl):
  1. «In mir brach alles zusammen. Obwohl es in Strömen regnete und gewitterte, ging ich mitten in der Nacht ins Freie, stand eine Stunde lang weinend am Deich und habe lang geschrien. Ich liess alle Gefühle raus. Wut, Hass, Enttäuschung, Entsetzen.»

  2. Danach die o.a. Haar-Rasur-Aktion
  3. Der Umzug nach Helgoland.
  4. Die (nicht ernst gemeinte) Rechnungsstellung an Kachelmanns Anwalt von 3729.4 €.
    (Das sollte also lustig sein!)
  5. Geburtstagsgeschenk (Kondome, Intimwaschlotion) ins Gefängnis mit der Begründung:

    «Mein Geschenk sollte Jörg daran erinnern, wie ekelhaft und unverantwortlich er sich uns Frauen gegenüber verhalten hat. Er hatte schliesslich mit uns allen ungeschützten Sex.»

Die Untertitelung des Artikels mit «HASS? Rache? Vergeltung? Nein, nichts trifft zu!»
hat mit dem ganzen Theater jeden Sinn verloren.
Aus mangelnder Empathie und akut fehlendem Interesse werden diese merkwürdigen überrissenen Reaktionen nicht interpretiert.
 

Die Moral der Geschichte?

Die Bunte kaufen und darin lesen grenzt an schwere Körperverletzung.
Dagegen hilft nur eins  :-)
ZEIT: Blümchenspiel

 

1 Kommentar:

nömix hat gesagt…

Danke für den Link zu dem Interview mit Frau Friedrichsen, eine der wenigen letzten ExponentInnen eines seriösen und integren Journalismus. Wenn es Leute wie sie nimmer gebe, möchte man heutzutage am Journalismus insgesamt verzweifeln.