Sonntag, 3. Januar 2010

Neujahrsansprachen 2009:   D: Merkel – CH: Leuthard

Die Inhalte einer Neujahrsansprache sollten zumindest einen Hauch des laufenden Jahres repräsentieren. Ich habe mir die zwei Ansprachen mal angeschaut und mich nur auf deren Anfang konzentriert: Wen spricht die Rednerin als erstes an?
Eine Analyse ist keinesfalls zu erwarten, ebenso kein «Vergleich» zweier Ansprachen. – Ein Egotrip eben.

Deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel

Volltext & Quelle: Bundesregierung / Pressemitteilungen
 
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
 
ich wünsche Ihnen und Ihren Familien für das neue Jahr 2010 Gesundheit und Zufriedenheit.
 
Bereits zum fünften Mal darf ich Ihnen diesen Wunsch an einem Silvesterabend übermitteln. Doch heute ist für mich kein Silvesterabend wie jeder andere. Denn der heutige Abend weckt bei mir unmittelbare Erinnerungen, und zwar an Silvester vor genau 20 Jahren.
Das habe ich gemeinsam mit meinem Mann in Hamburg gefeiert.
 
Denn wenige Wochen zuvor, am 9. November, war die Berliner Mauer gefallen. Ohne den Mauerfall hätten mein Mann und ich den 31. Dezember 1989 niemals gemeinsam in Hamburg mit meinen westdeutschen Verwandten verbringen können. Ohne den Mauerfall wäre mein Leben wie das aller DDR-Bürger völlig anders verlaufen.
 
Mein erstes Silvester in Freiheit nach 35 Jahren meines Lebens in der DDR – es war einmalig. Es war wunderbar. Schon wenige Monate später, am 3. Oktober 1990, war unser Land in Freiheit wieder vereint. Daran denke ich heute Abend.
 
Es ist wahr: Noch haben wir nicht alle Herausforderungen der Wiedervereinigung bewältigt. Aber wahr ist auch: Es war die Kraft der Freiheit, die die Berliner Mauer zu Fall gebracht hat. Und es ist diese Kraft der Freiheit, die uns heute Mut für das neue Jahr und das nächste Jahrzehnt machen kann.
 
Sie trägt uns gerade auch bei den Aufgaben, die uns im neuen Jahr viel abverlangen. So denke ich in dieser Stunde ausdrücklich zuerst an die vielen zivilen Helfer, an die Polizisten und an unsere Soldaten, die fern von ihren Lieben ihren Dienst tun müssen. Sie tun ihren Dienst an vielen Orten der Welt unter Einsatz ihres Lebens, ganz besonders in Afghanistan.

 

Schweizerische Bundespräsidentin Doris Leuthard

Volltext & Quelle: Schweizerische Eidgenossenschaft / Dokumentation
 
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger
 
Ich wünsche Ihnen von Herzen ein gutes neues Jahr.
Es ist mir bewusst, für viele wird es nicht ein einfaches Jahr werden. Viele haben die Arbeit verloren oder bangen um ihren Arbeitsplatz. Einige haben keine Lehrstelle gefunden, stecken in einem Zwischenjahr und sehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Ich denke aber auch an Menschen, die krank sind oder vor einer grösseren Operation stehen. Oder an alte Menschen, die sich einsam oder nicht mehr geborgen fühlen.
Oft stehen wir vor grossen Schwierigkeiten, und kein Ausweg scheint möglich.
 
Dennoch bin ich zuversichtlich. Denn ich glaube an die Fähigkeit des Menschen zu gestalten. Es gibt immer einen Weg. Manchmal braucht es Mut und Kraft; etwa
  • wenn man sein Leben verändern will,
  • einen neuen Berufsweg einschlagen muss
  • oder gezwungen ist, mit einer Krankheit zu leben.
Ich bin zuversichtlich, weil wir auf unsere Gesellschaft bauen können.
  • Die Solidarität ist bei uns keine Leerformel. Das beweisen die Tausenden, welche das ganze Jahr hindurch Freiwilligen-Arbeit leisten. Das beweisen die vorweihnächtlichen Sammelaktionen.
  • Wir verfügen über eine starke Wirtschaft und eine solide Finanzpolitik. Wir haben es geschafft, trotz grosser Wirtschaftskrise die Schulden nicht übermässig wachsen zu lassen. Das wird uns im Aufschwung stärken.
  • Wir sind die wettbewerbsfähigste Nation der Welt.
  • Unsere Lernenden haben an den Berufsweltmeisterschaften mit Superleistungen Silber geholt.

Quelle: Videoportal des Schweizer Fernsehens


 

Die ersten Blicke der Reden fallen jeweils auf ...

Leuthard
Die Schweizer Bundespräsidentin Leuthard wirft den ersten Blick auf die Bürger in einer vielleicht speziellen Situation. Sie ermuntert zu Zuversicht und Selbstverantwortung und weist auf zukünftige Horizonte.
Des weiteren schrammt sie knapp am «Yes We Can» vorbei und biegt mit dem Begriff der «Willensnation Schweiz» klar zu «Yes We Want» ein.
 
Merkel
Frau Merkel erzählt von sich, ihrem Mann und ihrem ersten Silvester in Freiheit. Des weiteren bedankt sie sich bei den zivilen Helfern, der Polizei und den Soldaten, kommt bald auf Afghanistan zu sprechen und verkündet allen Ernstes:

« Aber dieser Auftrag unserer Soldaten, Polizisten und zivilen Aufbauhelfer in Afghanistan, er ist und bleibt ein für uns alle bedeutender: Sicherheit und Stabilität in Afghanistan so zu schaffen, dass von dort nie wieder Gefahr für unsere Sicherheit und unser Wohlergehen ausgeht ...»

Tja, für die Freiheit hatten hingegen andere gekämpft, während Merkel für das MfS arbeitete, das mitnichten die Freiheit der damaligen DDR-Bürger wünschte. Zudem sind die vergangenen persönlichen Befindlichkeiten Merkels samt Ehegatten kaum von Interesse. Es wäre mir auch nicht bewusst, dass Afghanistan Deutschland jemals direkt bedroht hätte.
Zuversichtlich bin ich für Deutschland schon: Es lässt sich für den Kanzlerjob sicherlich bald eine geeignete Persönlichkeit finden.

1 Kommentar:

Franziska hat gesagt…

Ich schaue mir die Neujahrsansprachen gar nicht mehr an, denn es wird sowieso nichts davon eingehalten, was die Bundeskanzlerin verspricht. Guido Westerwelle kann momentan tun und lassen, was er will, ihm wird kein Einhalt geboten. Deshalb verstehe ich auch die aufkeimende Kritik an der Kanzlerin. Es ist Zeit, dass sie endlich auf den Tisch haut, sonst reißt sich Westerwelle alles unter den Nagel.