Montag, 22. Februar 2010

Freiherr von Gravenreuth: Gott hat ihn abgemahnt

Konsequent bis in den Tod hat er sich immerhin verhalten dieser Günter Freiherr von Gravenreuth (GvG), der Ende des letzten Jahrhunderts begonnen hatte, Webseiten-Betreiber mit Abmahnungen bis aufs Blut und bis zum letzten Pfennig zu verfolgen. Nun scheint er sich umgebracht zu haben. Vielleicht hatte er bloss Schiss vor dem Knast, der ihm die Freiheit nehmen sollte, ausgewählten Feinden hemmungslos nachzustellen, um sie hemmungslos auszunehmen.


 
Das ultimative GvG-Engel-Spezial:
«Alle Links befinden sich unten … und hier noch der zum FTP Explorer …»
Günter Freiherr von Gravenreuth

Bildmaterial: www.gravenreuth.de

Gestolpert ist der abmahnungswahnhafte Anwalt über einen Betrug an der taz.de (die tageszeitung), von der er für einen unerwünschten Newsletter nicht nur doppelt kassieren sondern auch deren Domain pfänden wollte. Dazu kamen Verfahren wegen Veruntreuung von Mandantengeldern.
 
Alles in allem hätte GvG seit dem Urteil aus dem Jahr 2008 14 Monate Gefängnis absitzen sollen, die er mit Einsprachen, Fristverschiebungen und dem schliesslichen Nichtantreten der Haft vor sich hinschob.
Zur Lösung des Problems hat er nun offenbar die blaue Bohne gewählt.
 

Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten …

Gegen den Abmahnungswahn ...
«Gegen den Abmahnungswahn», «Freedom For Links» und manch andere Schlagwörter wurden damals in Wort und Bild auf Web Sites geknallt, um auch einer möglichen Verfolgung durch GvG zu entgehen. Wer nicht von GvG abgemahnt wurde, musste sich langsam Sorgen um seinen Bekanntheitsgrad machen …
 
Als gegen das Jahr 2000 hin Stefan Münz, Väterchen von SELFHTML, wegen eines Links auf den FTP-Explorer abgemahnt werden sollte, begann ein beispielloses Hickhack, dem wir streckenweise nur noch mit knatternden Tastaturen und glühenden Köpfen zuschauen konnten.
 
Traurig bin ich über das Hinscheiden des GvG nicht, habe hingegen in uralten Links herumgeklickt, einige nostalgische Augenblicke erlebt und guckte wieder mal in die Erste Web Site.
 

Links zum Thema

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hübsch rücksichtsloser Artikel, fast schon geschmacklos.
Selbst die Tatsachen sind falsch dargelegt da einiges weggelassen wurde.

Der letzte Link hätte eher auf bild.de verweisen müssen.

Anonym hat gesagt…

dem kann ich nur voll und ganz zustimmen.

Anonym hat gesagt…

Ich finde anonyme Beiträge von anonymen Anonymen doof.

Echo-Lotl hat gesagt…

Fast schon geschmacklos??? Stimmt, da muss leicht nachgesalzen werden.
Weil ja wirklich einiges weggelassen wurde.

Gravenreuth fing seine Tätigkeit nämlich nicht erst im Internet an.
Er zeigte in den 70er/80er Jahren schon Leute an, die u. a. Asterix-Parodien verkauften.
In der Regel waren das kleine Flohmarkt- oder Buchhändler, der er aufspüren ließ und dann in den Ruin trieb.

Gravenreuth war gesamt eine Schande für die Anwaltschaft und jetzt am Schluß konnte er sich wohl selbst nicht mehr ins Gesicht sehen.

RIP

Anonym hat gesagt…

Ich denke nicht, dass einer dieser Autoren der Kommentare diesen Anwalt persönlich kannte.

Herr von Gravenreuth hat mich auch in ein paar Angelegenheiten vertreten und das immer mit Erfolg!

Komischerweise jammerten im Netz nur Leute, die tatsächlich eine Markenschutzverletzung begangen haben oder sich nur mit ihren geistigen Ergüssen im Internet verewigen wollten, aber keine Ahnung haben um was es da eigentlich ging.

Ich hatte großen Respekt vor diesem Mann!

L.Fischer

web.quantensprung hat gesagt…

@Anonyme
Für eine gewisse Vollständigkeit steht die Linkliste. Dazu kann man sich bei amazon.de bedienen lassen. Hoffentlich erscheint bald eine Biografie mit dem Titel «Die unermesslichen Freiheiten eines Freiherrn», damit Ihr Euren Bildungshunger bezüglich GvG stillen könnt.

@Echo-Lotl
Danke für die Info.
Schliesslich kann man im Netz die Frage lesen, wie viele Leute der GvG mit seinen systematischen Verfolgungen wohl in den Tod getrieben haben könnte …

@L.Fischer
O nein, ich denke nicht, dass das bloss ein «Jammern» ist, damit sich Leute in Szene setzen können. Als Nichtbetroffener hatte ich hingegen die Methoden des Verstorbenen damals vor allem noch in Foren, Web Sites und mit Mails schon ziemlich direkt verfolgen können.
Der Freiherr meldete sich kaum persönlich bei seinen Opfern, um ihnen höflich mitzuteilen, es sei ihnen ein Fehler unterlaufen.
Dein Andenken an GvG in allen Ehren...

Anonym hat gesagt…

Du schreibst, Gott habe Herrn von Gravenreuth abgemahnt !
Offenbar glaubst Du nicht an Gott, denn sonst würdest Du Dich selbst nicht dazu hinreissen lassen, so eine Scheiße von Dir zu geben !

web.quantensprung hat gesagt…

Nun, der Tag, an dem Bischöfin Kässmann ihre Ämter wegen Alkohol am Steuer abgeben musste, war für die Gläubigen sicherlich sehr schwer...