Dienstag, 23. März 2010

Jörg Kachelmann: Täter oder Opfer ?

Einst war ich auch ein Kachelmann-Fan, trotz der Einsicht, dass Fan-Sein dort beginnt, wo der Verstand aufhört. Das war vor etwa zehn Jahren, bis ich merkte, dass dieser Wetterfrosch auch ein grässlicher Langweiler sein kann. Wer noch ein verklärtes Bild von Jörg Kachelmann in sich trägt, wird sich nun der Realität anpassen müssen und hat sich damit zu beschäftigen, dass er bloss ein Vergewaltiger sein könnte.

Die Unschuldsvermutung

Die Meldungen über Kachelmanns angebliche Vergewaltigung treffen ein ausgerechnet in der schwierigen Zeit, während der die Öffentlichkeit über die sexuellen Misshandlungen an Kindern und Jugendlichen insbesondere der katholischen Kirche gesprochen wird.
 
Das bettet auch den noch nicht abgehandelten und voraussichtlich rein weltlichen Fall Kachelmann in das Feld der grossen Empörung über jede sexuelle Misshandlung ein, selbst wenn es hier um die Gewalttat zwischen Erwachsenen Menschen handelt. Trotz aller Enttäuschung und Empörung gilt auch für den munteren Wetterfrosch:
 
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

Artikel 11
 
1. Jeder, der wegen einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, hat das Recht, als unschuldig zu gelten, solange seine Schuld nicht in einem öffentlichen Verfahren, in dem er alle für seine Verteidigung notwendigen Garantien gehabt hat, gemäss dem Gesetz nachgewiesen ist.
 
2. Niemand darf wegen einer Handlung oder Unterlassung verurteilt werden, die zur Zeit ihrer Begehung nach innerstaatlichem oder internationalem Recht nicht strafbar war. Ebenso darf keine schwerere Strafe als die zum Zeitpunkt der Begehung der strafbaren Handlung angedrohte Strafe verhängt werden.
 

Ein merkwürdiger Zufall

Nach den wochenlangen Meldungen über die Misshandlungen vor allem innerhalb der Kirchen und kirchlichen Schulen, und dem langen Warten auf eine umfangreiche Information des Papstes lenkt nun der Fall von allem Kirchlichen ab in rein weltliche Sphären.
 
Der Papst und weitere katholische Kirchendiener dürfen sich gegen Ostern hin einer gewissen Entlastung erfreuen, zumindest was die Empörung der Öffentlichkeit betrifft. Damit scheint das das Osterfest als höchstes christliches Fest einigermassen «gerettet» zu sein, und verleiht dem «verdunkelten» Evangelium wenigstens durch Ablenkung nicht noch mehr Lichtschwäche.
 
Dazu der Papst in seinem Hirtenbrief vom 19.03.2010 - 4. In den vergangenen Dekaden …

«… Es muss dringend gehandelt werden, um diese Faktoren anzugehen, die so tragische Konsequenzen in den Leben von Opfern und ihrer Familien hatten und die das Licht des Evangeliums in einer solchen Weise verdunkelt haben, wie es noch nicht einmal Jahrhunderten der Verfolgung gelungen ist …»

Medienmeldungen und die Daten

Wenn ich mir Kachelmanns Chancen, die Tat verübt zu haben, vor Augen führe, kriege ich Probleme: Die 21. Olympischen Winterspiele fanden vom 12. bis 28. Februar 2010 in Vancouver statt. Gemäss ARD vom 13.02.2010 befand sich Jörg Kachelmann im Berichterstattungsteam.
 
Ich schätze mal, das Einrichten der ganzen ARD-Infrastruktur samt Kachelmanns Installationen sind eine aufwendige Angelegenheit, die mehr als 10 Tage beanspruchte. Leider fand ich bis anhin keine Mitteilung, wann Kachelmann nach Kanada abreiste. Ich schätze, das war im Januar.
 
Andersrum wäre es natürlich möglich, anfangs Februar rasch eine Vergewaltigung zu begehen, um danach schleunigst nach Vancouver abzuhauen – welch ein garstiger Wetterfrosch:
 
Die Bild vom 22.03.2010:

«… Der Unternehmer soll seine Lebensgefährtin bereits im Februar nach einem Streit in Schwetzingen (Baden-Württemberg) zum Geschlechtsverkehr gezwungen haben. …»


Die Bild vom 23.03.2010:

«… Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Mannheim (Baden-Württemberg) teilte gestern mit: "Ihm wird nach den bisherigen Ermittlungen der Polizeidirektion Heidelberg vorgeworfen, Anfang Februar seine langjährige Freundin nach einem vorangegangenen Beziehungsstreit in ihrer Wohnung im Rhein-Neckar-Kreis gewaltsam zum Geschlechtsverkehr gezwungen zu haben." …»
 
«… Auch Stefanie Schlesz, Sprecherin seiner Firma Meteomedia sagte: "Wir halten das für ein Missverständnis, das sich sicherlich schnell aufklären wird." Ein enger Geschäftspartner von Kachelmann erklärte gegenüber BILD, Kachelmann habe in Schwetzingen niemals eine langjährige Bekanntschaft gepflegt. Er sprach von Stalking …».

Das Opfer

Sollte Jörg Kachelmann Täter sein, gibt es ein Opfer, das nebst den Leiden der Tat nun auch noch jene der öffentlichen Auseinandersetzungen über den eigenen Opferstatus zu ertragen hat. Noch weiss keiner, ob die erstaunten den eventuellen Täter schützenden Ausrufe wahr sind:
  • Missverständnis !
  • Mit grossem Entsetzen …
  • Ungerechtfertigte Vorwürfe !
  • Stalking!
  • Der Täter ist das Opfer einer Rachsüchtigen !
So gilt die Unschuldsvermutung auch für das unbekannte Opfer.
Zusätzlich hat es mit der Strafanzeige eine ungeheure weitere Belastung auf sich genommen, und die Staatsanwaltschaft ermittelt. Das täte sie sicherlich nicht, wenn zum vorneherein an der Sache «nichts Wahres» wäre …
 
Die breite Öffentlichkeit stellt sich in dieser ersten Phase des Bekanntwerdens nicht nur hinter Kachelmann, weil der einen (positiven) hohen Bekanntheitsgrad geniesst, es kann auch nicht sein, was nicht sein darf.
Weil das nicht sein kann, muss das Opfer Täter sein, was schlichte Täter-Opfer-Inversion bedeutet, und für das Opfer noch mehr Leid bedeutet.
 
Dazu kommt der Effekt, dass Jörg Kachelmann als Wetterfrosch gilt, was zu drolligen bis mehr oder weniger witzigen Betitelungen in der Berichterstattung führt – ein Zustand, der das Opfer auch nicht gerade mit Empathie überhäuft:
WELT23.03.10Vom Hoch ins Tief für Wetterfrosch Kachelmann
Stern23.03.10«Wettertainer» unter Tiefdruck
Nun, man scheint zur Vernunft gekommen zu sein, immerhin sind die meisten dieser «putzigen» Titel heute verschwunden.
 
Eine Sammlung an Titeln aus Twitter, über die sich Stefan Niggemeier aufregt, ist auf dessen Blog zu finden.
Dabei gestehe ich, dass mich einige der «Würfe» enorm zum Schmunzeln bringen und ich auch noch einige auf Lager hätte. Denke ich hingegen an das Opfer, bleibt nur noch leeres Schlucken.

Blogs zum Thema

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Quantensprung, mit diesem Post bist du deinem Namen wahrlich gerecht geworden. Supergut und von allen Seiten betrachtet. Ich ziehe meinen imaginären Hut!!!

LG Jürgen

Ostwestfale hat gesagt…

Vielen Dank, dass mein Blogeintrag zum Thema Kachelmann auf
http://low-brainer.blogspot.com/ verlinkt worden ist!

Titus hat gesagt…

Ich schliesse mich den lobenden Worten von Balrog an - mit einer zusätzlichen Ergänzung:

Auch Promis sind nur Menschen wie Du und ich und damit auch vor Straftaten nicht gefeit.

Das vergessen wir manchmal, weil Promis oftmals schier zu «Göttern» hochstillisiert werden...

web.quantensprung hat gesagt…

Danke für die Lobhudeleien :-))

@titus
Trifft zu, ich habe dieses Menschliche wie Du und ich nicht speziell erwähnt – und weiss nicht einmal wieso. Vielleicht war mir das zu selbstverständlich.

pete hat gesagt…

In der Tat ein sehr umfassender und objektiver Beitrag. Ich frage mich nur, ob Kachelmann so wichtig ist, dass man ihm einen so langen Beitrag widmet.

Zur Ergänzung möchte ich noch diesen Nachmittagstalkmaster Andreas Türck erwähnen, der (zu Unrecht) der Vergewaltigung angeklagt worden war. Seine Karriere und sein Leben waren trotzdem ruiniert.

Unsere Gesellschaft neigt leider dazu, in Männern grundsätzlich das personifizierte Böse zu sehen und in Frauen das personifizierte Opfer.

In Wirklichkeit gibt es aber bei beiden Geschlechtern Täter und Opfer. Hoffentlich merken das auch die Medien und die Richter irgend wann mal.

Prometheus141 hat gesagt…

Jörg Kachelmann ist ein witziger "Wetterfrosch" in einer Zeit wo auf amerikanischen Flughäfen verboten wird Witze zu machen, um nicht in den Knast zu kommen, ist es für die alles kontrollierende Elite wichtig Menschen mit Humor aus der Öffentlichkeit zu entfernen, da ist das Thema Missbrauch und Vergewaltigung gut geeignet. Hier dazu der private Aufruf der Polizei, die muss es ja wohl wissen, also das ist kein Fake:http://www.youtube.com/watch?v=EhxwHnHpkuU&feature=related

Anonym hat gesagt…

Warum gibt eigentlich die Ex-Freundin, die vergewaltigt worden ist oder sein will, keine Stellungnahme dazu ab. Sie hat ihn doch auch in den Knast gebracht.

Hier scheint es ein Bild von der Dame zu geben: http://www.bullion-investor.de/index.php?page=Thread&threadID=159

Anonym hat gesagt…

Die Zahl 666 soll eine Zugehörigkeit ausdrücken, die vermuten lässt, hier ist ein Streich der Mammoninsten (Laiziden)beteiligt denn mit der 666 wird das Schiff weltweite Versklavung mit einem RFID-Chip vorangetrieben, Kachelmann ist zu freundlich zu verspielt, er passt nicht in das Gefüge derer, die uns Angst einjagen wollen. Doch wie sagte Dio GEN es in der Tonne Alexander gehe mir aus der SONNE