Sonntag, 21. März 2010

Papst: Der Hirtenbrief – Kritik und Würdigung

Ähnlich, wie das Blog «ROM, RÖMER, AM RÖMSTEN» nehme auch ich die Arbeitsübersetzung und schreibe meine Gedanken dazu. Ich bin mir bewusst, dass ein fast unlesbar langes Gebilde entstehen wird.
Das Schlussgebet werde ich weglassen.

Quelle: Radio Vatikan

Inhalt

  1. Liebe Schwestern und Brüder …
  2. Die Schwere der Vergehen …
  3. In der Geschichte …
  4. In den vergangenen Dekaden …
  5. Bereits mehrfach seit meiner Wahl …
  6. An die Opfer des Missbrauchs und ihre Familien
  7. An die Priester und Ordensleute, die Kinder missbraucht haben.
  8. An die Eltern
  9. An die Kinder und die Jugend Irlands
  10. An die Priester und Ordensleute in Irland
  11. An meine Mitbrüder im Bischofsamt
  12. An alle Gläubigen Irlands
  13. Liebe Brüder und Schwestern in Christus …
  14. Zum Umgang mit der Situation …

Der Hirtenbrief des Papstes im Volltext

Wir dokumentieren in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan den Brief des Papstes an die katholische Kirche Irlands:
 
Hirtenbrief
Des Heiligen Vaters
Papst Benedikt XVI.
An die Katholiken in Irland

 

1. Liebe Schwestern und Brüder …

Liebe Schwestern und Brüder, mit grosser Sorge schreibe ich Euch als Hirt der weltweiten Kirche. Wie Euch haben auch mich die Informationen über den Missbrauch an Kindern und Schutzbefohlenen durch Mitglieder der Kirche Irlands, besonders durch Priester und Ordensleute, sehr beunruhigt. Ich kann die Bestürzung und das Gefühl des Vertrauensbruchs nur teilen, das so viele von Euch beim Erfahren dieser sündhaften und kriminellen Taten und der Art der Autoritäten der Kirche, damit umzugehen, erfahren haben.
Hier erfolgen mehrere Eingeständnisse, selbst wenn einige etwas «religiös» klingen:
  • Vertrauensbruch
  • sündhaft
  • kriminelle Tat
  • Vertuschen & ungehemmtes Weiterführen (Art der Autoritäten der Kirche)
Wie Ihr wisst, habe ich erst kürzlich die irischen Bischöfe zu einem Treffen hier in Rom eingeladen, dass sie über ihren Umgang mit diesen Angelegenheiten in der Vergangenheit berichten, und um die Schritte aufzuzeigen, die sie unternommen haben, um auf diese schwerwiegende Situation zu reagieren.
 
Gemeinsam mit höheren Verantwortlichen der römischen Kurie habe ich gehört, was sie, sowohl einzeln als auch als Gruppe, zu der Analyse der begangenen Fehler und der gelernten Lektionen, als auch in der Darstellung der Programme und jetzt geltenden Richtlinien zu sagen hatten.
 
Unsere Diskussionen waren offen und konstruktiv. Ich bin zuversichtlich, dass resultierend aus diesen Gesprächen, die Bischöfe nun besser in der Lage sind, die Aufgabe zu übernehmen, die vergangenen Ungerechtigkeiten wieder gut zu machen und das weitergehende Thema des Missbrauchs an Minderjährigen in einer Weise anzugehen, die den Anforderungen der Justiz und der Lehre des Evangeliums entspricht.
Man beachte hier die Reihenfolge der neuen Anforderungen:
1. der Justiz
2. der Lehre des Evangeliums
Das lässt hoffen, künftige Verbrechen an Minderjährigen würden von nun an in erster Linie an die Justiz weitergeleitet, und erst danach «theologisch» bzw. kirchenrechtlich behandelt.

2. Die Schwere der Vergehen …

Die Schwere der Vergehen und die oftmals unangemessene Reaktion der kirchlichen Autoritäten in Eurem Land erwägend habe ich entschieden, diesen Hirtenbrief zu schreiben, um meine Nähe zu Euch auszudrücken und einen Weg der Heilung, der Erneuerung und der Wiedergutmachung vorzuschlagen.
Den Begriff «Vergehen» interpretiere ich als «Verbrechen».
Der Papst scheint das Ausmass der Verbrechen samt deren Vertuschung und Verschleierungsversuchen erkannt zu haben.
 
Denn erst das aktive Vertuschen und Verheimlichen vor dem weltlichen Recht liess die aktuelle Misere entstehen. Und das ist das eigentliche Verbrechen der katholischen Kirche.
 
In Frage stelle ich hingegen, ob ein «Hirtenbrief», der als wichtigen Faktor auch den Zusammenhalt der katholischen Kirche beinhaltet, die richtige bzw. angemessene Form einer päpstlichen Mitteilung sein kann, auf die die Opfer der Misshandlungen hofften.
 
Ich verstehe die Enttäuschung der Opfer, die sich zu wenig angesprochen fühlen.
Denn: Wieso sollen sich die Opfer nun noch als Lämmlein fühlen, wenn sie von ihren Hirten schon misshandelt und missbraucht wurden?
Woher nimmt der Papst noch seinen Anspruch, führender Hirte zu sein, nachdem er sich als «oberster Hirte» seiner Kirche zumindest symbolisch mitschuldig gemacht hat?
Wie viele in Eurem Land betont haben: Es ist wahr, dass das Problem des Missbrauchs von Kindern weder ein rein irisches noch ein rein kirchliches ist.
Das trifft voll zu:
Dieses Problem ist ein weltweites - auch kein rein europäisches - und sollte weltweit angesprochen, behandelt und endlich (!) gelöst werden. Zu einer derartigen Problemlösung wäre wahrscheinlich eine päpstliche Form des Schreibens eine neue, da es in der Vergangenheit nie zu einer derartigen Problemlösung kommen musste – kommen konnte.
 
Von Papst Benedictus XVI im Zuge der ganzen Erneuerung eine solch neue Form zu erwarten, wäre angemessen, da er diese Hürde rein intellektuell locker bewältigen könnte. Doch dazu braucht es den Willen zur Innovation, und der scheint beim Papst (noch) nicht sehr ausgebildet zu sein.
 
Wenn die europäischen Staaten des deutschen Sprachraums die päpstlichen Regeln zur Erneuerung auch für sich als massgebend achten, ist damit bloss ein kleiner Teil des Problems erfasst.
 
Empört stelle ich fest: Der Papst will das Problem dieser Verbrechen nur nach Bedarf, Stück für Stück oder je nach Entdeckungsgrad aufarbeiten. Das nennt man gemeinhin Salamitaktik. Im konkreten Fall können so irgendwo in der Welt die Verbrechen weiter grassieren.
Das bedeutet auch, dass der Täterschutz aktiviert bleibt.
 
Die katholische Kirche hatte sich wohl eingerichtet, um die Verbrechen an Kindern der weltlichen Gerichtsbarkeit zu entziehen unter anderem mit
  • schlichtem Versetzen der Täter an andere Stellen
  • Vertuschen der Verbrechen mittels Desinformation
  • erzwungenen Schweigeverpflichtungen der Opfer
Wenn sich ganze Täterkreise organisieren, um die Effektivität ihrer Verbrechen zu optimieren, spricht man von «Organisierter Kriminalität».
Trotzdem ist Eure Aufgabe nun, das Problem des Missbrauchs aufzuarbeiten, das in der irischen katholischen Gemeinschaft entstanden ist, und dies mit Mut und Bestimmtheit zu tun. Niemand erwartet, dass diese schmerzhafte Situation sich schnell lösen lässt.
Das ist verordnete Langsamkeit, von der jeder weiss, dass sie in zeitlichem Verschleppen und Versanden enden kann!
Was offenbar Jahrzehnte lang vertuscht wurde, soll nun in aller Gemächlichkeit aufgearbeitet werden?
Das verspricht nichts Gutes. Die katholische Kirche besitzt durchaus das Potenzial, die Problemlösungen zu beschleunigen.
Wirklicher Fortschritt ist gemacht worden, aber es bleibt noch viel zu tun. Durchhaltevermögen und Gebet sind nötig, mit grossem Vertrauen in die heilende Kraft der Gnade Gottes.
Nun ja, das sei zugestanden: Besonders in den USA wurde vieles erledigt, der Papst bemüht sich, und tröpfchenweise werden Missstände behoben.
Und was geschieht mit Südamerika und Afrika?
Wenn schon von der «heilenden Kraft der Gnade Gottes» gesprochen wird: Wo war eigentlich Gott, als vollkommen entgleiste Kirchenleute Kinder misshandelten?
Gleichzeitig muss ich aber auch meine Überzeugung mitteilen, dass die Kirche in Irland, um von dieser tiefen Wunde zu genesen, die schwere Sünde gegen schutzlose Kinder vor Gott und vor anderen offen zugeben muss.
Da wird religiös verwaschen:
Die schwere Sünde sind kriminelle Taten!
Wer sind nun die anderen?
 
Die Sache mit dem «Zugeben» ist voll akzeptiert: Das umfassende Geständnis erst kann Basis zu einem entsprechenden Urteil bilden – vor allem einem weltlichen!
Solch eine Anerkennung, begleitet durch ernste Reue für die Verletzung dieser Opfer und ihrer Familien, muss zu einer gemeinsamen Anstrengung führen, um den Schutz von Kindern vor ähnlichen Verbrechen in der Zukunft sicher zu stellen.
Genau: Es müssen genügend Kontrollen bereitgestellt sein, damit solches sich künftig nie mehr ereignen kann. Damit sollte die katholische Kirche ihre alleinige Selbstkontrolle aufgeben.
Von einer weltlichen Verurteilung der Täter wird nicht abgesehen werden können, ob sie nun reuig sind oder nicht.
Da Ihr nun die Herausforderungen des Augenblicks auf Euch nehmt, bitte ich Euch, "blickt auf den Felsen, aus dem ihr herausgehauen seid" (Jesaja 51:1). Bedenkt den grossherzigen und oft heroischen Beitrag, den vergangene Generationen irischer Männer und Frauen für die Kirche und die ganze Menschheit geleistet haben.
Lasst Euch das Ansporn sein für eine ehrliche Selbstbetrachtung und ein engagiertes Programm kirchlicher und persönlicher Erneuerung. Ich bete dafür, dass die Kirche in Irland, durch den Beistand der vielen Heiligen und gereinigt durch Reue, die augenblickliche Krise überwindet und erneut ein Zeuge für die Wahrheit und die Güte des allmächtigen Gottes wird, die sich zeigt in seinem Sohn Jesus Christus.

3. In der Geschichte …

In der Geschichte waren die Katholiken Irlands immer eine starke Kraft für das Gute, in der Heimat und ausserhalb. Keltische Mönche wie der heilige Kolumban haben das Evangelium in Westeuropa verbreitet und das Fundament für die mittelalterliche Klosterkultur gelegt. Die Ideale von Heiligkeit, Nächstenliebe und transzendenter Weisheit, geboren aus dem christlichen Glauben, fanden ihren Ausdruck in den Kirchen und Klöstern, in den Schulen, Bibliotheken und Hospitälern, die alle daran mitwirkten, die geistige Identität Europas zu festigen. Diese irischen Missionare haben ihre Stärke aus dem festen Glauben, der starken Leitung und dem aufrechtem Verhalten der Kirche in ihrem Mutterland gewonnen.
 
Beginnend mit dem 16. Jahrhundert haben die Katholiken in Irland eine lange Zeit der Verfolgung erdulden müssen, während derer sie sich mühten, die Flamme des Glaubens unter gefährlichen und schwierigen Umständen lebendig zu halten. Der Heilige Oliver Plunkett, der Märtyrerbischof von Armagh, ist das berühmteste Beispiel einer ganzen Schar von mutigen Söhnen und Töchtern Irlands, die bereit waren, ihr Leben aus Treue zum Evangelium hinzugeben. Nach der katholischen Emanzipation war die Kirche frei, neu zu wachsen. Familien und zahllose Einzelne, die den Glauben in Zeiten der Prüfung erhalten haben, wurden zum Auslöser für das grosse Wiederaufleben des irischen Katholizismus im 19. Jahrhundert.
 
Die Kirche bot Bildung, besonders für die Armen, und leistete dadurch ihren Beitrag zur Gesellschaft Irlands. Zu den Früchten des Wachsens der neuen katholischen Schulen gehörte eine Zunahme in Berufungen: Generationen von Missionaren, Schwestern und Brüdern, haben ihr Heimatland verlassen, um auf allen Kontinenten zu dienen, besonders in der englischsprachigen Welt. Bemerkenswert waren nicht nur ihre grosse Zahl, sondern auch die Stärke ihres Glaubens und die Standhaftigkeit ihres pastoralen Engagements.
 
Viele Bistümer, besonders in Afrika, Amerika und Australien, haben von der Präsenz irischer Geistlicher und Ordensleute profitiert, die das Evangelium verkündeten und Pfarreien, Schulen, Universitäten und Krankenhäuser gründeten, die sowohl den Katholiken als auch der gesamten Gesellschaft dienten, mit besonderem Augenmerk auf die Bedürfnisse der Armen.
 
In fast jeder Familie in Irland gibt es jemanden - einen Sohn oder eine Tochter, einen Onkel oder eine Tante - der sein Leben der Kirche gegeben hat. Irische Familien würdigen und schätzen zu Recht die Ihren, die ihr Leben Christus geweiht haben, die das Geschenk des Glaubens mit anderen Teilen und aus diesem Glauben Taten folgen lassen, in liebendem Dienst an Gott und dem Nächsten.

4. In den vergangenen Dekaden …

In den vergangenen Dekaden hatte die Kirche in Eurem Land jedoch neue und schwere Herausforderungen für den Glauben durch die rasche Transformation und Säkularisierung der irischen Gesellschaft zu bestehen. Der schnelllebige soziale Wandel hat oft genug das traditionelle Festhalten der Menschen an den katholischen Lehren und Werten beeinträchtigt. Viel zu oft wurden die sakramentalen und andächtigen Gebräuche vernachlässigt, die den Glauben erhalten und ihm erlauben, zu wachsen, wie etwa die regelmässige Beichte, das tägliche Gebet und jährliche Einkehrtage.
 
Bedeutsam war während dieser Zeit ebenfalls die Tendenz vieler Priester und Ordensleute, Weisen des Denkens und der Einschätzung säkularer Realitäten ohne ausreichenden Bezug zum Evangelium zu übernehmen. Das Programm der Erneuerung, dass das Zweite Vatikanische Konzil vorgelegt hat, wurde häufig falsch gelesen; im Licht des tiefen sozialen Wandels war es schwer, die richtigen Weisen der Umsetzung zu finden. Es gab im Besonderen die wohlmeinende aber fehlgeleitete Tendenz, Strafen für kanonisch irreguläre Umstände zu vermeiden.
Alles in allem sind diese Abschnitte verwässert.
Irland war immer ein armes Land und hatte Jahrzehnte lang den Krieg (Nordirlandkonflikt) direkt vor der Haustüre.
 
Was den «schnelllebigen sozialen Wandel» betrifft, hoffe ich doch sehr, der Papst schliesse sich nicht dem Augsburger Bischof Walter Mixa an, der allen Ernstes behaupten wollte, an dem Verbrechen der katholischen Kirche sei die «zunehmende Sexualisierung in der Gesellschaft» mitschuldig.
 
Wer jahrelang nach Erkennen sexuellen Missbrauchs an Kindern die Täterschaft durch Versetzen an einen andern Arbeitsort aktiv schützt, hat ganz genau erkannt, wo die Schuld liegt, ist voll schuldfähig und weiss genau, wie eine Strafe auszusehen hätte.
 
Das sogenannte «Wohlmeinen» galt gezielt den Tätern, die Opfer liess man hängen. Das nennt man gemeinhin Strafvereitelung.
In diesem Gesamtkontext müssen wir das verstörende Problem des sexuellen Missbrauchs von Kindern zu verstehen versuchen, das nicht wenig zur Schwächung des Glaubens und dem Verlust des Respekts vor der Kirche und ihre Lehren beigetragen hat.
Wem nützten Glaube und Respekt vor der Kirche, wenn deren Oberhäupter, Lehrer, Priester etc. keinen Respekt vor den Kindern besitzen?
Geht eine solche Kirche ein, ist das nichts Bedauernswertes.
Die Trauer gilt den Opfern, insbesondere jenen, die die Misshandlungen letztlich nicht lebend überstanden.
Nur durch sorgfältige Prüfung der vielen Faktoren die zum Entstehen der augenblicklichen Krise geführt haben kann eine klare Diagnose ihrer Gründe unternommen und können wirkungsvolle Abhilfemassnahmen gefunden werden. Sicherlich können wir zu den entscheidenden Faktoren hinzuzählen:
  1. unangemessene Verfahren zur Feststellung der Eignung von Kandidaten für das Priesteramt und das Ordensleben;
  2. nicht ausreichende menschliche, moralische, intellektuelle und geistliche Ausbildung in Seminarien und Noviziaten;
  3. eine Tendenz in der Gesellschaft, den Klerus und andere Autoritäten zu favorisieren;
  4. und eine fehlgeleitete Sorge für den Ruf der Kirche und die Vermeidung von Skandalen, die zum Versagen in der Anwendung bestehender kanonischer Strafen und im Schutz der Würde jeder Person geführt hat.
Es muss dringend gehandelt werden um diese Faktoren anzugehen, die so tragische Konsequenzen in den Leben von Opfern und ihrer Familien hatten und die das Licht des Evangeliums in einer solchen Weise verdunkelt haben, wie es noch nicht einmal Jahrhunderten der Verfolgung gelungen ist.
Die Tendenz der Gesellschaft, den Klerus und weitere Autoritäten zu favorisieren, das heisst, ihnen besonders auf die Finger zu schauen und sie besonders hart ins Gebet zu nehmen, wenn sie Fehler und Verbrechen begehen, ist eine sehr gesunde Tendenz, ohne die besagte Autoritäten hemmungslos weiter quälen dürften.
Krank sind die Täter!
 
Die katholischen Kirchenfürsten haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt und nicht bemerkt, dass das Autoritätsgefälle zwischen Kirchenlehrern und den gläubigen Bürgern sich im Lauf der Zeit total gewandelt hat.
 
Ein helles Licht über das Evangelium zu legen, kann niemals bedeuten, den Menschen zu despektieren und zu missachten und die schwächsten der Gesellschaft, die Kinder, zu misshandeln.

5. Bereits mehrfach seit meiner Wahl …

Bereits mehrfach seit meiner Wahl auf den Stuhl Petri habe ich Opfer sexuellen Missbrauchs getroffen und ich bin bereit, das auch in Zukunft zu tun. Ich habe mit ihnen zusammen gesessen, habe ihre Geschichten gehört, ihr Leiden wahrgenommen und ich habe mit ihnen und für sie gebetet.
Hier ist sich der Papst offenbar nicht sehr bewusst, dass, hat sich Missbrauch mal ereignet, Zuhören und Beten eines Dritten für die Opfer langfristig nichts bringt. Sexuelle Misshandlung als einer der destruktivsten Eingriffe in die Persönlichkeit, lässt sich weder wegdenken noch wegreden.
Schon früher in meinem Pontifikat habe ich in meiner Sorge diese Frage anzusprechen, die Bischöfe Irlands aufgefordert,
 
«die Wahrheit dessen, was in der Vergangenheit geschehen ist, festzustellen, jede notwendige Massnahme zu ergreifen, damit das nie wieder geschehen kann, sicherzustellen, dass die Vorgaben der Justiz voll eingehalten werden und, am wichtigsten, den Opfern und allen von diesen ungeheuerlichen Verbrechen Betroffenen Heilung zu bringen»
(Ansprache an die Bischöfe von Irland während des Ad Limina Besuchs,
28. Oktober 2006
).
 
Mit diesem Brief möchte ich Euch alle, das Volk Gottes in Irland, ermahnen, die Wunden am Körper Christi zu betrachten. Betrachtet aber auch die manchmal schmerzhaften Heilmittel, die wir brauchen, um diese Wunden zu binden und zu heilen, und ebenfalls die Notwendigkeit der Einheit, der Nächstenliebe und der gegenseitigen Unterstützung in einem langwierigen Prozess der Wiederherstellung und kirchlicher Erneuerung.
 
Ich wende mich nun an Euch mit Worten, die von Herzen kommen und ich möchte zu Euch einzeln und zu Euch allen gemeinsam als Brüder und Schwestern im Herrn sprechen.
Rein formal kommt die direkte Rede an die Opfer etwas spät - immerhin noch in der ersten Hälfte. Es scheint zum Wesen des Hirtenbriefs zu gehören, in erster Linie auch als Werbebrief für die entsprechende Kirche zu gelten.
 
Wie oben gesagt:
Es braucht ein neues Format, mit einer PR-Aktion für die katholische Kirche ist den Opfern nicht geholfen.

6. An die Opfer des Missbrauchs und ihre Familien

Ihr habt viel gelitten und ich bedaure das aufrecht. Ich weiss, dass nichts das Erlittene ungeschehen machen kann. Euer Vertrauen wurde verraten und eure Würde wurde verletzt. Viele von Euch mussten erfahren, dass, als Ihr den Mut gefunden habt, über das zu spreche, was euch zugestossen ist, Euch niemand zugehört hat.
Das ist denn schon sehr diminuierend formuliert und nimmt Bezug auf das grosse unkontrollierbare ES.
Nein, den Kindern ist nicht einfach etwas zugestossen.
An ihnen wurden Verbrechen begangen von jenen, unter deren Obhut sie gestellt waren: Von Mitarbeitern der katholischen Kirche.
Solches schliesst besondere Heimtücke ein.
Diejenigen von euch, denen das in Wohnheimen und Internaten geschehen ist, müssen gefühlt haben, dass es kein Entkommen gibt aus Eurem Leid. Es ist verständlich, dass es schwer für Euch ist, der Kirche zu vergeben oder sich mit ihr zu versöhnen.
 
Im Namen der Kirche drücke ich offen die Schande und die Reue aus, die wir alle fühlen. Gleichzeitig bitte ich Euch, die Hoffnung nicht aufzugeben. In der Gemeinschaft der Kirche begegnen wir Christus, der selbst ein Opfer von Ungerechtigkeit und Sünde war. Wie ihr trägt er immer noch die Wunden seines eigenen ungerechten Leidens. Er versteht die Tiefe eures Leides und die fortdauernden Auswirkungen auf Euer Leben und Eure eigenen Beziehungen, eingeschlossen Eure Beziehung zur Kirche.
Genau: Es ist eine Schande, was diese Kirchenleute taten:
Sie schändeten jahrzehntelang Kinder.
Die Leiden der Opfer von Kinderschändung mit den Wunden Christi zu vergleichen, klingt zwar grossartig, tröstet die Opfer hingegen keinen Deut.
Ich weiss, dass es einigen von euch schwer fällt durch die Türen der Kirche zu gehen nach allem, was passiert ist. Aber Christi eigene Wunden, verwandelt durch sein erlösendes Leiden, sind der Weg, durch den die Macht des Bösen gebrochen wird und wir zu Leben und Hoffnung wiedergeboren sind. Ich glaube zutiefst, dass diese heilende Kraft der aufopfernden Liebe Befreiung und die Verheissung eines Neuanfangs bringt - sogar in den dunkelsten und hoffnungslosesten Situationen.
 
Ich spreche zu Euch als Hirte, der sich um das Wohl aller Kinder Gottes sorgt und bitte Euch, zu bedenken, was ich gesagt habe. Ich bete, dass durch die Annäherung an Christus und durch die Teilnahme am Leben seiner Kirche - einer Kirche gereinigt durch Busse und erneuert in Nächstenliebe - Ihr die unermessliche Liebe Christi für jeden von Euch wiederentdecken könnt. Ich bin zuversichtlich, dass Ihr auf diese Weise Versöhnung, tiefe innere Heilung und Frieden finden könnt.
Aha: Der Hirtenbrief als PR-Aktion soll die Schäflein schön zurücktreiben in den Schoss der gefährdeten und gefährdenden katholischen Kirche.

7. An die Priester und Ordensleute, die Kinder missbraucht haben.

Ihr habt das Vertrauen, das von unschuldigen jungen Menschen und ihren Familien in Euch gesetzt wurde, verraten und Ihr müsst Euch vor dem allmächtigen Gott und vor den zuständigen Gerichten dafür verantworten. Ihr habt die Achtung der Menschen Irlands verspielt und Schande und Unehre auf Eure Mitbrüder gebracht. Die Priester unter Euch haben die Heiligkeit des Weihesakraments verletzt, in dem Christus sich selbst in uns und unseren Handlungen gegenwärtig macht. Gemeinsam mit dem immensen Leid, das Ihr den Opfern angetan habt, wurde die Kirche und die öffentlichen Wahrnehmung des Priestertums und des Ordensleben beschädigt.
 
Ich mahne Euch, Euer Gewissen zu erforschen, Verantwortung für die begangenen Sünden zu übernehmen und demütig Euer Bedauern auszudrücken. Ehrliche Reue öffnet die Tür zu Gottes Vergebung und die Gnade ehrlicher Besserung. Durch Gebet und Busse für die, denen Ihr Unrecht getan habt, sollt ihr persönlich für Euer Handeln Sühne leisten. Christi erlösendes Opfer hat die Kraft, sogar die grösste Sünde zu vergeben und Gutes sogar aus dem schlimmsten Übel wachsen zu lassen. Gleichzeitig ruft uns Gottes Gerechtigkeit dazu auf, Rechenschaft über unsere Taten abzulegen und nichts zu verheimlichen. Erkennt Eure Schuld öffentlich an, unterwerft Euch der Rechtsprechung, aber verzweifelt nicht an der Gnade Gottes.
Genau, das ist tüchtig auf die Pauke gehauen.
Gerne möchte ich solche Verbrecher in Handschellen sehen.
Leider zündet der Papst hier keine Kerze an, für jene, die durch die Misshandlungen in den Tode getrieben wurden.

8. An die Eltern

Ihr seid zutiefst entsetzt über die furchtbaren Dinge, die an den Orten stattgefunden haben, die eigentlich die sichersten und sorgensfreiesten Orte hätte sein sollen. Es ist heute nicht einfach, ein Zuhause zu bilden und Kinder zu erziehen. Sie verdienen es, sicher aufzuwachsen, geliebt und geschätzt mit einem starken Gefühl ihrer Identität und ihres Wertes.
 
Sie haben das Recht, mit authentischen moralischen Werten erzogen zu werden, zutiefst in der Menschenwürde verankert. Sie haben das Recht, inspiriert zu werden durch die Wahrheit unseres katholischen Glaubens und Weisen des Verhaltens und Handelns zu erlernen, die zu einem gesunden Selbstwert und zu dauerhaftem Glück führen. Diese noble aber auch anspruchsvolle Aufgabe ist zuallererst Euch anvertraut, den Eltern.
 
Ich bitte Euch dringend, Eure Rolle bei der Gewährleistung der besten möglichen Fürsorge für die Kinder sowohl zu Hause als auch in der Gesellschaft zu spielen, während die Kirche ihre Rolle wahrnimmt und weiter die Massnahmen der letzten Jahre umsetzt, um junge Menschen in Pfarreien und Schulen zu schützen. Während Ihr Eure lebenswichtige Verantwortung wahrnehmt, möchte ich Euch versichern, dass ich Euch nahe bin und die Unterstützung meiner Gebete anbiete.
Der Autor vergisst hier, dass die katholische Kirche die noble aber auch anspruchsvolle Aufgabe der Erziehung übernimmt, wenn Eltern ihre Kinder in Internate und Schulen des Klerus abgeben.
Ebenso vergisst der Autor, dass die betreffenden Mitarbeiter der katholischen Kirche, diese noble Aufgabe durch Kinderschändung und weitere Gewalttaten ersetzen.

9. An die Kinder und die Jugend Irlands

Euch möchte ich ganz besonders ermutigen. Eure Erfahrung der Kirche ist sehr unterschiedlich von der Eurer Eltern und Grosseltern. Die Welt hat sich sehr geändert seit sie in Eurem Alter waren. Trotzdem sind alle Menschen aller Generationen dazu berufen, denselben Weg durchs Leben zu gehen, gleich unter welchen Umständen. Wir sind alle skandalisiert von den Sünden und dem Versagen von einigen Mitgliedern der Kirche, besonders durch die derer, die eigens dazu ausgesucht waren, jungen Menschen zu dienen und sie anzuleiten.
 
Aber es ist die Kirche, in der Ihr Christus findet, der derselbe ist, gestern, heute und morgen (Hebräerbrief 13:8). Er liebt Euch und er hat sich am Kreuz für Euch hingegeben. Sucht eine persönliche Beziehung zu ihm in der Gemeinschaft der Kirche, denn er wird nie Euer Vertrauen missbrauchen! Er allein kann Eure tiefsten Sehnsüchte erfüllen und Eurem Leben den vollen Sinn geben dadurch, dass er es zum Dienst am Nächsten lenkt.
 
Haltet Eure Augen auf Jesus und seine Güte gerichtet und schützt die Flamme des Glaubens in Eurem Herzen. Gemeinsam mit den übrigen Gläubigen in Irland sehe ich in Euch treue Jünger unseres Herrn; bringt den nötigen Enthusiasmus und Idealismus zum Neuaufbau und der Erneuerung Eurer geliebten Kirche.
Hirtenbrief: Der Hirte ruft nach den Lämmlein.

10. An die Priester und Ordensleute in Irland

Wir alle leiden als Folge der Sünden unserer Mitbrüder, die das heilige Vertrauen missbraucht haben oder versagt haben, gerecht und verantwortungsvoll mit den Missbrauchsvorwürfen umzugehen. In der Wut und der Empörung die das alles nicht nur unter den Gläubigen sondern auch unter Euch und in den Ordensgemeinschaften hervorgerufen hat, fühlen sich viele von Euch mutlos oder sogar verlassen.
 
Mir ist ebenfalls bewusst, dass in den Augen vieler Ihr durch die Nähe zu den Tätern einen Makel tragt und als irgendwie verantwortlich für die Verbrechen anderer gesehen werdet. In dieser schmerzlichen Zeit möchte ich Eure Hingabe an das Priestertum und das Apostolat würdigen und Euch einladen, Euren Glauben in Christus zu festigen, Eure Liebe zu seiner Kirche und Euer Vertrauen in die Verheissung des Evangeliums auf Erlösung, Vergebung und innere Erneuerung. Auf diese Weise werdet ihr aufzeigen, dass da, wo die Sünde mächtig wurde, die Gnade übergross wurde (Römerbrief 5:20).
 
Ich weiss, dass viele von Euch von der Art und Weise, wie diese Dinge von Euren Oberen behandelt wurden, enttäuscht, verwirrt und verärgert sind. Trotzdem ist es wesentlich, dass Ihr eng mit den Autoritäten kooperiert und helft, dass die Massnahmen zur Bewältigung der Krise wirklich dem Evangelium gemäss, gerecht und effektiv sind.
 
Vor allem aber bitte ich Euch, immer mehr Männer und Frauen des Gebets zu werden, die mutig dem Weg der Bekehrung, Reinigung und Versöhnung gehen. Auf diese Weise wird die Kirche in Irland neues Leben und neue Dynamik aus Eurem Zeugnis für Gottes erlösende Kraft, die in Eurem Leben sichtbar wird, schöpfen.
Man kann nur hoffen, dass hier sowohl weltliche als auch klerikale Autoritäten gemeint sind, damit nicht neue Klüngel des Verbrechens entstehen und die alten zerschlagen werden.

11. An meine Mitbrüder im Bischofsamt

Es kann nicht geleugnet werden, dass einige von Euch und von Euren Vorgängern bei der Anwendung der seit langem bestehenden Vorschriften des Kirchenrechts zu sexuellem Missbrauch von Kindern versagt haben. Schwere Fehler sind bei der Behandlung von Vorwürfen gemacht worden. Ich erkenne an, dass es schwer war, die Komplexität und das Ausmass des Problems zu erkennen, gesicherte Informationen zu erlangen und die richtigen Entscheidungen bei widersprüchlichen Expertenmeinungen zu treffen.
 
Trotzdem muss zugegeben werden, dass schwerwiegende Fehlurteile getroffen wurden und Fehler in der Leitung vorkamen. Dies alles hat Eure Glaubwürdigkeit und Effektivität untergraben. Ich erkenne Eure Bemühungen an, vergangene Fehler wieder gut zu machen und zu garantieren, dass sie nicht wieder passieren. Abgesehen von der vollständigen Umsetzung der Normen des Kirchenrechts im Umgang mit Fällen von Kindesmissbrauch: kooperiert weiter mit den staatlichen Behörden in ihrem Bereich.
 
Für die Ordensoberen gilt dasselbe. Sie haben ebenfalls an Diskussionen hier in Rom teilgenommen, um einen eindeutigen und klaren Weg zum Umgang in dieser Angelegenheit zu entwickeln. Es ist zwingend erforderlich, dass die Normen der Kirche in Irland zum Schutz von Kindern kontinuierlich überprüft und aktualisiert werden und dass sie vollständig und unabhängig in Übereinstimmung mit dem Kirchenrecht angewandt werden.
 
Ausschliesslich entschiedene Handlungsweisen, umgesetzt in voller Aufrichtigkeit und Transparenz, wird den Respekt und den guten Willen des irischen Volks der Kirche gegenüber, der wir unser Leben geweiht habt, wiedergewinnen. Das muss zuallererst aus Eurer Selbsterforschung, aus innerer Reinigung und geistlicher Erneuerung kommen.
 
Die Menschen Irlands erwarten zu Recht, dass Ihr Menschen Gottes seid, dass Ihr gottgefällig und einfach lebt und täglich die persönliche Bekehrung erstrebt. Für sie - in den Worten des heiligen Augustinus - seid Ihr Bischof; aber gemeinsam mit ihnen seid Ihr berufen, Christus nachzufolgen (Sermon 340, 1). Ich ermahne Euch deswegen, Euren Sinn für die Rechenschaftspflicht vor Gott zu erneuern, in der Solidarität mit Eurem Volk zu wachsen und die pastorale Sorge für alle Mitglieder Eurer Herde zu vertiefen.
 
Besonders fordere ich Euch auf, achtsam zu sein für die geistlichen und moralischen Bedürfnisse jedes einzelnen Eurer Priester. Gebt ihnen durch Euer eigenes Leben ein Beispiel, seit ihnen nahe, hört auf ihre Anliegen, bietet Ermutigung in dieser schwierigen Zeit und nährt die Flamme ihrer Liebe zu Christus und ihr Engagement für den Dienst an ihren Brüdern und Schwestern.
 
Die Gläubigen sollen ebenfalls ermutigt werden, ihre eigene Rolle im Leben der Kirche zu spielen. Sorgt dafür, dass sie so ausgebildet sind, dass sie eine verständliche und überzeugende Darstellung des Evangeliums in mitten der modernen Gesellschaft geben können (1. Petrusbrief 3:15) und vollständiger mit dem Leben und dem Auftrag der Kirche kooperieren. Dies wird umgekehrt Euch helfen, wieder glaubwürdige Obere und Zeugen der erlösenden Wahrheit Christi zu werden.
Es gilt hier sicherlich zu anerkennen, dass sich Papst Benedictus XVI bemühte, das Problem umfassend zu verstehen.
Dem gibt es nichts zuzufügen:
Kooperation mit dem Staat und Kontrolle – am besten auch durch den Staat.

12. An alle Gläubigen Irlands

Die Erfahrung der Kirche eines jungen Menschen sollte immer aus einer persönlichen und Leben spendenden Begegnung mit Jesus Christus in einer liebenden, nährenden Gemeinschaft Frucht bringen. In dieser Umgebung sollten junge Menschen ermutigt werden, ihre menschliche und geistliche Gestalt voll zu entwickeln, das hohe Ideal der Heiligkeit, der Nächstenliebe und der Wahrheit anzustreben, und von den Reichtümern der kulturellen und religiösen Tradition inspiriert zu sein.
 
In unserer zunehmend säkularisierten Gesellschaft, in der selbst wir Christen es oft schwer finden, über die transzendente Dimension unserer Existenz zu sprechen, müssen wir neue Wege finden, jungen Menschen die Schönheit und den Reichtum der Freundschaft mit Christus in der Gemeinschaft der Kirche nahe zu bringen. Für die Bewältigung der gegenwärtigen Krise sind Massnahmen, die gerecht mit individuellem Unrecht umgehen, unerlässlich, aber allein für sich sind sie nicht ausreichend: wir brauchen eine neue Vision, um zukünftige Generationen zu inspirieren, das Geschenk unseres gemeinsamen Glaubens zu schätzen.
 
Indem Ihr den Weg des Evangeliums geht, durch das Halten der Gebote und dadurch, dass Ihr Euer Leben immer mehr in Übereinstimmung mit dem Leben Jesu Christi bringen, werdet Ihr sicher die tiefe Erneuerung erfahren, die wir in dieser Zeit so dringend brauchen. Ich lade Euch ein, auf diesem Weg beständig zu sein.

13. Liebe Brüder und Schwestern in Christus …

Liebe Brüder und Schwestern in Christus, ich wollte Euch diese Worte der Ermutigung und Unterstützung aus meiner Fürsorge für Euch alle in dieser schmerzvollen Zeit, in der die Zerbrechlichkeit des menschlichen Wesens so deutlich offenbar geworden ist, schreiben.
 
Ich hoffe, dass Ihr sie als Zeichen meiner geistlichen Nähe und meiner Zuversicht in Eure Fähigkeit empfangt, den Herausforderungen der Stunde dadurch zu begegnen, dass Ihr erneuerte Inspiration und Stärke aus Irlands nobler Tradition der Treue zum Evangelium empfangt, Ausdauer im Glauben und Beharrlichkeit im Erstreben von Heiligkeit.
 
In Solidarität mit Euch allen bete ich, dass mit Gottes Gnade die Wunden, die so viele Einzelne und Familien verletzt haben, heilen und dass die Kirche in Irland eine Zeit der Wiedergeburt und der geistlichen Erneuerung erfahre.

14. Zum Umgang mit der Situation …

Ich möchte Euch nun auch einige konkrete Initiativen zum Umgang mit der Situation vorschlagen.
 
Am Ende meines Treffens mit den irischen Bischöfen habe ich darum gebeten, dass diese Fastenzeit reserviert wird für das Gebet um das Ausgiessen der Barmherzigkeit Gottes und der Geistesgaben der Heiligkeit und Stärke über der Kirche in Eurem Land. Ich lade Euch alle ein, die Freitagsbusse für die Dauer eines Jahres bis Ostern 2011 dieser Intention zu widmen. Ich bitte Euch, Euer Fasten, Euer Gebet, Eure Schriftlesung und Eure Werke der Nächstenliebe dem zu widmen, damit Ihr so die Gnade der Heilung und der Erneuerung für die Kirche in Irland erlangt. Ich ermutige Euch, aufs Neue das Sakrament der Versöhnung für Euch zu entdecken und häufiger die verwandelnde Kraft seiner Gnade zu nutzen.
 
Besondere Aufmerksamkeit sollte ebenfalls der eucharistischen Anbetung zuteil werden; in jedem Bistum soll es Kirchen oder Kapellen geben, die speziell diesem Zweck gewidmet sind. Ich fordere Pfarreien, Seminarien, Ordenshäuser und Klöster dazu auf, Zeiten eucharistischer Anbetung zu organisieren, so dass sich alle beteiligen können. Durch intensives Gebet vor dem anwesenden Herrn könnt Ihr Wiedergutmachung leisten für die Sünde des Missbrauchs, die so viel Schaden angerichtet hat. Gleichzeitig könnt Ihr so die Gnade neuer Stärke erflehen und einen tieferen Sinn des Auftrags aller Bischöfe, Priester, Ordensleute und Gläubigen.
 
Ich bin zuversichtlich, dass dieses Unterfangen zu einer Neugeburt der Kirche in Irland führen in der Fülle von Gottes Wahrheit führen wird, denn es ist die Wahrheit, die uns frei macht (Johannesevangelium 8:32).
 
Darüber hinaus, nachdem ich darüber beraten und gebetet habe, habe ich vor, eine Apostolische Visitation einiger Bistümer Irlands abzuhalten, ebenso von Seminarien und Ordensgemeinschaften. Absprachen für diese Visitation, die der Ortskirche auf ihrem Weg der Erneuerung helfen soll, werden in Absprache mit den zuständigen Büros der römischen Kurie und der irischen Bischofskonferenz getroffen. Die Einzelheiten werden zu gegebener Zeit bekannt gegeben.
 
Ich schlage ebenfalls eine gemeinsame Mission in ganz Irland für alle Bischöfe, Priester und Ordensleute vor. Es ist meine Hoffnung, dass durch das Nutzen der Expertise erfahrener Prediger und Exerzitienbegleiter von Irland und andernorts und durch das erneute Studium der Dokumente des Konzils, der liturgischen Riten von Weihe und Profess und der neueren päpstlichen Lehren, Ihr zu einem tieferen Verständnis für Eure jeweilige Berufung kommt, um so die Wurzeln Eures Glaubens in Jesus Christus wieder zu entdecken und aus dem Quell des lebendigen Wassers zu trinken, den er Euch durch seine Kirche bietet.
 
In diesem Jahr des Priesters empfehle ich Euch ganz besonders den heiligen Jean-Marie Vianney, der ein reiches Verständnis des Mysteriums des Priestertums hatte. Er schrieb: «der Priester hält den Schlüssel zu den Schätzen des Himmels: er ist es, der die Tür öffnet: er ist der Statthalter des guten Herrn; der Verwalter seiner Güter.» Der Pfarrer von Ars verstand sehr gut, wie gesegnet eine Gemeinschaft ist, wenn ihr von einem guten und heiligen Priester gedient wird: «ein guter Hirte, ein Hüter nach Gottes Herzen, ist der grösste Schatz, den Gott einer Gemeinde schenken kann und eines der wertvollsten Geschenke göttlicher Gnade.» Durch die Fürsprache des heiligen Jean-Marie Vianney möge das Priestertum in Irland neu belebt werden und möge die ganze Kirche in Irland wachsen in Wertschätzung für das grosse Geschenk des priesterlichen Dienstes.
 
An dieser Stelle möchte ich denen im voraus danken, die an der Aufgabe der Organisation der Apostolischen Visitation und der Mission beteiligt sind, und genauso den vielen Männern und Frauen in ganz Irland, die schon heute für den Schutz von Kindern im kirchlichen Umfeld arbeiten. Seit der Zeit, als wir begonnen haben, die Schwere und das Ausmass des Problems zu verstehen, hat die Kirche eine ungemein grosse Anstrengung in vielen Teilen der Welt geleistet, um sich dem zu stellen und um Abhilfe zu schaffen. Auch wenn keine Anstrengung aufgespart werden sollte, die Verfahren zu verbessern und zu aktualisieren, bin ich doch ermutigt durch die Tatsache, dass die augenblicklichen Verfahren zur Absicherung, die die Kirche eingeführt hat, in einigen Teilen der Welt als vorbildlich für andere Institutionen angesehen werden.
 
Ich möchte diesen Brief mit einem besonderen Gebet für die Kirche in Irland beenden, das ich Euch mit der besonderen Sorge des Vaters für seine Kinder und der Zuneigung eines Mitchristen sende, der skandalisiert und verletzt ist durch das, was in unserer geliebten Kirche geschehen ist. Wenn Ihr es in Euren Familien, Pfarreien und Gemeinschaften betet, möge die selige Jungfrau Maria jeden von Euch schützen und leiten zu einer engeren Verbindung mit ihrem Sohn, dem Gekreuzigten und Auferstandenen. Mit grosser Zuneigung und unentwegter Zuversicht in Gottes Zusage sende ich Euch herzlich meinen apostolischen Segen als eine Zusage von Stärke und Frieden im Herrn.
 
Aus dem Vatikan, 19. März 2010, am Hochfest des heiligen Josef
(rv 20.3.2010 ord)

 

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