Samstag, 5. Juni 2010

Jörg Kachelmann: In Schutzhaft oder im Sommerloch ?

Kaum hat der Sommer begonnen und seinen ersten Tag fabriziert, geht's los mit Neuigkeiten. Nachdem sich sieben bis vierzehn Gespielinnen als Geliebte des Jörg Kachelmann ausgaben, kann einen von Damenseite her nicht mehr viel erschüttern ausser eben: Sie hätten alle gelogen und um den Wetterfrosch heimtückisch ein quasi mehrdimensionales qualifiziertes Lügennetz gesponnen.

Haben wir es mit einem gänzlich entgleisten Frauen-Fanclub zu tun, dessen Mitglieder vollkommen den Verstand verloren? Oder rotteten sich einige frustrierte Damen zusammen, um dem Kachelmann eins auszuwischen?
Ich habe mich bis anhin bemüht, nicht auf Kosten des mutmasslichen Vergewaltigungsopfers zu posten. Bedenke ich hingegen, dass ein solcher Bonus an Einfühlungsvermögen einen bloss zum Affen machen könnte, sehe ich meine Empathie im Nirwana entschwinden.

Ob das die Wende bringt?

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Explorandin (das Vergewaltigungsopfer) klar durchgefallen. Die Kurzmitteilung eines Gutachtens und dessen Ausführung widersprechen sich:
 
Spiegel 19.05.10 – DNA-Spuren auf dem Küchenmesser

«Laut Grossmann ist das von der Behörde veranlasste aussagepsychologische Gutachten zwar nicht endgültig fertig - eine "Kurzmitteilung" der Gutachterin lasse jedoch den Schluss zu, dass "der Tatverdacht gegen Kachelmann nicht entkräftet wurde". Grossmann zufolge wurden auch "Frauen aus Kachelmanns Umfeld" als Zeuginnen benannt.»

Spiegel 05.06.10 – Gutachterin zweifelt an Aussage von Kachelmanns Ex-Freundin

«In einem von der Staatsanwaltschaft Mannheim in Auftrag gegebenen Gutachten, das am vergangenen Mittwoch einging, kommt die Bremer Psychologin Luise Greuel zu dem Schluss, dass die Schilderung der Vergewaltigung nicht die Mindestanforderungen an die logische Konsistenz, Detaillierung und Konstanz erfülle.
Das mutmaßliche Opfer könne die Tat selbst bei eingehender Befragung nur vage und oberflächlich wiedergeben, so Greuel. Es würden auch Sachverhalte dargestellt, die handlungstechnisch unwahrscheinlich bis unmöglich seien. Zwar ist damit laut Greuel keineswegs eine Falschaussage erwiesen. Die im gerichtlichen Kontext gebotene Zuverlässigkeit der Aussagen sei aber nicht gegeben.»

Wenn man das Glück besitzt, nicht wissen zu müssen, wie eine Vergewaltigung geht, sollte man keinesfalls eine erfinden - insbesondere nicht, um damit einen Dritten zu belasten. Getrost dürfen die Medienkonsumenten auf ein Gegengutachten samt allen sommerlochlastigen Auslegungen hoffen …

Gerichtsverfahren als Chance

Für Jörg Kachelmann sehe ich die einzige Chance in einem voll durchgezogenen Gerichtsverfahren. Ist er unschuldig, wird er nur dadurch die Basis zu umfassender Rehabilitation erreichen können.
 
Aus dieser Haltung werden auch das Zögern zum Einrichten eines Haftprüfungstermins samt dessen Zurückziehen verständlicher:
Ein verhafteter Kachelmann schafft eindeutige Verhältnisse, während sich draussen die Gespielinnen aufsummieren und stets groteskere Dinge an den Tag treten lassen.
Zudem beschleunigte die unverhoffte Anklage der Staatsanwaltschaft Mannheim das Verfahren.
 
So verstehe ich beim jetzigen Stand der Dinge Kachelmanns Einsitzung als Schutzhaft, aus der er einigermassen unversehrt entlassen werden könnte, sofern er zum Schluss nicht alles noch verkachelt.
 

Grosse Sorgen in der Sache machen sich auch:


 

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Höhö, wieder mal ein ganz feiner Artikel ;-)))

Danke für die Verlinkung!

Dir nen schönen Sonntag!

web.quantensprung hat gesagt…

Der Spiegel vom 06.06.2010 bezieht unter dem Titel «Staatsanwalt preschte mit Anklage vor» ebenfalls Stellung zu den Widersprüchen der beiden Gutachten (Kurznotiz und Vollendung) sieht in der Beschleunigung des Verfahrens durch die Anklage eher den negativen Aspekt, während ich bei der Meinung bleibe, es gebe nur diesen Weg.

Kachelmann hätte «draussen» als prominente Persönlichkeit kaum eine Chance (gehabt), einigermassen ungestört die extremen Anschuldigungen zu überleben, er hätte sich genötigt gesehen, auf tausend Fragen zu antworten. Es wären Antworten erfunden oder abgeändert worden, kurz: Ein Tsunami an Spekulationen und Mutmassungen hätte ihn in der Tat wegschwemmen können.

Etwas Orakel muss sein
Nun sitzt er seit Wochen abgeschieden im Schutz Gefängnisses. Wie der Fall auch ausgehen möge: Es wird sich zeigen, dass diese paar Monate Gefängnis ein Klacks waren im Vergleich zu «lebenslänglich ungeklärten Verhältnissen», die sich aus einer vorzeitigen Entlassung ergeben könnten.

Kopf runter und durch
Kachelmann muss da jetzt durch. Falls die Anklagepunkte in der Tat frei erfunden sind, teilt er das Schicksal auch anderer Männer. Als Promi hingegen muss er für glasklare Verhältnisse und letztlich für einen Freispruch erster Klasse sorgen, und dafür ist ein Gefängnisaufenthalt gar nicht schlecht.