Freitag, 27. August 2010

Todesstrafe Schweiz: Die Initianten lecken ihre Wunden

Kaum hatte die Web Site «todes-strafe.ch» verkündet «Die Initiative wird zurückgezogen!», riefen die Medien, es sei nun vorbei. – Und keiner fragt nach der Glaubwürdigkeit der Initianten-Gruppe. Nun lecken die Initianten ihre Wunden und reichen Erklärungen nach offenbar mir dem Ziel, sich irgendwie aus der Affäre zu ziehen, ohne auch ungehenkterweise den Kopf zu verlieren.

Ich verfasste diesen Beitrag abends am 26.08.2010, hatte jedoch genug von dieser definitiv meschuggenen Initiative. Nun veröffentliche ich ihn doch mit einigen Updates. Das wird kein netter Beitrag werden.

Todesstrafe für Todesstrafe
Wer sich mit derartigem Frust und Hass ans Volk richtet, das Töten eines Menschen von Gesetzes wegen zu erlauben, sich nach einem Tag kleinlaut zurückzieht, um als hilfloses Heimchen zu verkünden: «Die Initiative war das einzige was wir rechtlich machen konnten, um uns Gehör zu verschaffen. Unser Hauptziel war die Bevölkerung auf die Missstände aufmerksam zu machen.», hat seine Glaubwürdigkeit verwirkt.
 
Abgesehen davon, dass es eine Menge anderer Wege gibt, ist so ein Komitee derart labil, dass man befürchten muss, in aller Stille sammelten nun irgendwelche Hitzköpfe schweizweit Unterschriften.
 
Hätten sie tatsächlich innerhalb der Frist ihre 100'000 Stück zusammen und unterbreiteten sie diese den ursprünglichen Initianten, riefen diese «Hurra !», und schon hätte man 2012 – nach der Abstimmung über die Ausschaffungsinitiative – ein Desaster à la Minarett-Verbot.
 
Die Grafik mit der hingerichteten Todesstrafe sieht grausam aus, und so soll sie auch sein. Ich rate den Initianten, auch das Web-Projekt aufzugeben, da so keine Menschenwürde, schon gar nicht verstorbener Opfer, die sich dazu nie mehr werden äussern können, wiederherstellen lässt.
 

 

Domain-Inhaber, Webmaster und Initiant

Nachdem am 26.08.2010 der Webmaster, Domain-Inhaber und Todesstrafe-Initiant auf der regionalen Web Site www.a-z.ch ein Kurzinterview gab (Letztes Update: 26.08.10, 14:41 Uhr – die Seite ist heute gelöscht !), hier die Whois aus www.switch.ch. (Heute sind die Name-Server-Angaben weg.)
Domain: todes-strafe.ch
Wenn sich der Webmaster nun bei a-z aus Schlaflosigkeit durchs Interview stammelt, hätte er vorher bedenken können, dass sich mit CMS «Joomla» weder Ideen noch Initiativen kreieren lassen und damit schon gar kein politisches Bewusstsein generiert wird. Da kommt bloss schnöder Code raus, der hingegen leider auch die Verwirrung dieses unseligen Komitees kritiklos umsetzt …
Btw. Joomla: Hier gibt's noch einen Tipp, wie man den Metatag Generator aus Joomla entfernt.

Webmaster-Spielereien mit «Nachrichten an den Täter»

Die folgenden «Spielereien» zeigen zumindest mir die ganze Zerrissenheit der Initianten, und ich finde es himmeltraurig, dass in einem Gefäss, das der Menschenwürde dienen soll, derart herumgealbert wird.
 
Was am 26.08.2010 im verschwundenen Kurzinterview der Aargauer Zeitung nicht gesagt wurde, ist nun am 27.08.2010 in der Aargauer Zeitung: «Der Empfänger wird meine Nachricht verstehen» blumig erklärt mit, man hätte ein falsches Flag gesetzt und hätte deshalb die Testversion veröffentlicht.
 
Wie Wikipedia sagt, kommt Joomla mit einem WYSIWYG-Editor daher, man sieht also schon, was da geschieht, dies vor allem gerade wenn der Cache einem einen «falschen» bzw. alten Inhalt vorgaukelt. Dazu muss man nicht zwingend Flags setzen, um eine Seite abzuändern …
Aber offenbar handeln Sie, Webmaster, Joomla genau so unbedarft und abartig, wie Sie mit Ihrer Gruppe die Initiative zur Todesstrafe entwickelten.
 
Tja, ums kurz zu machen, Webmaster:
Binden Sie den Bären mit Ihrem Versehen andern auf, hören Sie auf zu flunkern, und stehen Sie endlich zum Stumpfsinn, den Sie verbreitet haben. – Das gilt auch für das Sorry für Ihre liebe Mom …
 

1. Nachricht an den Täter

Inakzeptabel !

Bildmaterial: blick.ch – Familie wollte sich mit Todesstrafe Gehör verschaffen [25.08.2010]
«Die unmissverständliche Nachricht an den Täter. (todes-strafe.ch)»

Hat diese Kurzmitteilung in der Tat wie Blick berichtete im WEB gehangen, krieg´ ich das eisige Schaudern. Da machen die Initianten einen Riesenaufstand darum, die Menschenwürde des Opfers bleibe im Staat Schweiz unberücksichtigt, platzieren ein «FUCK YOU» mit fünf Ausrufezeichen zum weinenden Kindergesicht und scheinen in der Tat zu meinen, so werde wie Würde des Menschen hergestellt.
Sacré tonnerre !

2. Nachricht an den Täter

Eine kleine Drohung so nebenbei ?
Sie ersetzte im Verlauf des 25.08.210 die 1. Nachricht.
Nicht nur scheint für das Initiativ-Komitee klar zu sein, dass der mutmassliche Täter der Täter ist, man will, selbstverständlich ohne ein richterliches Urteil abzuwarten, mit ihm kommunizieren. Grundsätzlich könnten solche Inhalte einem egal sein, hätte man dieses Komitee nicht als gänzlich unberechenbar erfahren und schwänge in dieser Kurzmitteilung nicht eine winzige Drohung mit.
 
Für mich klingt das schon eher wie eine Short Message der Mafia nach der Totalzertrümmerung eines sizilianischen Restaurants, die einen das Schlottern lehrt.
  • Will der Webmaster die Welt erneut mit Racheplänen beehren?
  • Wieso geschient das in dieser Domain?
  • Lieben die Initianten die öffentliche Privatheit so sehr?
  • Und was hat ein weinendes Kind damit zu tun?

 

Hinterbliebene und (!) Bürger

Hinterbliebene, so traurig sie auch sein mögen, bleiben auch immer Bürger, die sich nach wie vor um die bürgerlichen Pflichten zu kümmern haben. Durch diese Rollen-Teilung können sicherlich intrapersonale Rollenkonflikte entstehen, denen sich ein durch Trauer entkräftetes Individuum ausliefert.
 
So ist es vollkommen unsinnig, wenn Hinterbliebene sich mit wenig Distanz zum Verlust eines Familienmitglieds und tiefer Wut und grossem Hassempfinden für die Täterschaft aufmachen, eine Volksinitiative zu lancieren, selbst wenn die Schweiz ihnen diese Möglichkeit bietet.
 
Besonders verwerflich finde ich, dass diese Initianten - hatten sie mal klein beigegeben - den wahren Grund für das Entstehen der Initiative darlegten mit:
«Die Initiative war das einzige was wir rechtlich machen konnten, um uns Gehör zu verschaffen.»
 
Wollte jeder Schweizer, der sich unverstanden fühlt, mit einer Volksinitiative derart brisanten Inhalts aufwarten, hätte der Staat schon lange aus Überlastung ins Gras gebissen. Dazu kommt, dass das betreffende Komitee sich so nun wirklich jegliche Empathie für seine traurige Situation verspielt.
 
Angelogen wurden so nicht nur die Bürger, sondern auch die Beamten der Bundeskanzlei. Die Initianten werden ihr Anliegen wohl kaum zur Prüfung eingereicht haben mit der Aussage, es handele sich nur um eine Schein-Initiative, weil sie zu wenig beachtete würden.
 
Damit befürworte ich das Argument des Schweizer Fernsehens, es handele sich um den «Missbrauch des Initiativrechts». Dafür sollen die Initianten zur Verantwortung gezogen werden.
 

Ausblick?

Die Web Site von www.todes-strafe.ch ist momentan offline.
Vielleicht ist man nun doch zur Besinnung gekommen …
www.todes-strafe.ch

 

2 Kommentare:

abi hat gesagt…

habe deinen artikel mit genuugtung gelesen (und ich dachte, ich wäre hart auf meinem blog mit diesen leuten umgegangen...)...
so wie es aber aussieht, könnte das ganze noch weitergehen: http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Wir-haben-eine-Lobby-im-Ruecken/story/22306414

sowas finde ich gelinde gesagt einfach nur noch zum kotzen...

web.quantensprung hat gesagt…

@abi
Angesichts der von mir befürchteten Tatsache, dass die Initiative von andern Hitzköpfen weitergeführt werden könnte, samt der ganzen Verlogenheit der Initianten, geht Dein Beitrag überhaupt nicht zu hart mit diesen Leuten um.
Danke für den Hinweis!
Eigentlich wollte ich heute einen Todesstrafe freien Tag einschalten …