Sonntag, 15. August 2010

Aegis Defence Services: Ungruss für Tim Spicer

Im Schweizer Blick ruft der stellvertretende Chefredaktor Phillipe Pfister im Editorial vom 15.08.2010 «Bye-bye, Mister Spycer!» dazu auf, Tim Spicer einen «herzlichen Un-Willkommensgruss» zu entbieten für die Tatsache, dass das private Sicherheits- und Militärunternehmen Aegis Defence an der Gartenstrasse 22, Basel quasi klammheimlich eine Filiale eröffnete:

Tim Spicer ?

Bildmaterial: NNDB
Tim Spicer ?

«…Rausschmeissen können wir Tim Spicer nicht. Den Druck auf ihn erhöhen schon: Es ist richtig, wie Eveline Widmer-Schlumpf fordert, dass Privatarmeen einer einheitlichen Bewilligungs- und Kontrollpflicht unterstellt werden. So bleiben sie auf den Traktandenlisten der Politiker. Und Thema am Frühstückstisch. Dass möglichst viele Menschen in diesem Land Herrn Spicer einen herzlichen Un-Willkommensgruss entbieten, kann ja nicht schaden.»
 
So ich hab das Ding mal Ungruss genannt. Von herzlich kann denn schon gar keine Rede sein, selbst wenn Herr Pfister mit dem «Rausschmeissen können wir Tim Spicer nicht» recht hat. So gehen denn auch nicht: «Scheren Sie sich zum Teufel, Spicer» oder «Zur Hölle mit Ihnen, Tim Spicer
Eigentlich schade …
 
Unklar bleibt noch der Titel des Editorials mit «Spycer», von dem keiner weiss, ob es sich um Reginald Spycer (gestorben 1442), Captain Spycer um eine undefinierte Software, ein spionierendes Objekt oder um einen schlichten Vertipper handelt.
 

Ungruss an Tim Spicer

Spicer, Sie haben einen Ableger Ihres Sicherheits- und Militärunternehmens «Aegis» extrem still in der Schweiz installiert. Sie machen mit Ihrem Kriegsgeschäft grossen Reibach, Kollateralschaden gehört bei Ihnen zum Tagesgeschäft, und genau das will ich nicht.
 
Ob Sie nun rein administrative Geschäfte in Basel tätigen, bloss Buchhaltung betreiben oder eine Zeitarbeitsfirma für Söldner einrichteten, Sie stabilisieren stets Krieg auf dem Boden eines neutralen Landes.
 
Sie dienen mit Ihrer Tätigkeit weder dem Zusammenhalt der Schweiz, noch sichern Sie die Schweizer Aussen- und Sicherheitspolitik. Sie tragen auch nichts zu Handelsfreiheit bei, erbringen keine Leistung zur Stabilität Europas. Sie leisten keine guten Dienste, Sie sind kein guter Geist.
 
Berichteten Sie einmal der Weltöffentlichkeit, welche Dienste Ihre Söldner dem brennenden Russland, den überfluteten Pakistan und China wenigstens angeboten haben?

 
Wie der Spiegel vom 10.08.2010 unter dem Titel «Selbstmordattentäter töten zwei Menschen» berichtete, kündigte der Präsident Afghanistans, Hamid Karzai, die «Auflösung aller privater Sicherheitsunternehmen in seinem Land an.»
 
Es kann gut sein, dass Ihre «Aegis Defence Services» deshalb unter besonderer Beobachtung stehen und Sie auch deshalb leise in die Schweiz trippelten, vielleicht um ein bisschen ungestörter Ihren zweifelhaften Geschäften zu frönen. Und um nicht einen wirtschaftlichen Einbruch verzeichnen zu müssen, falls es Afghanistan bis zum Jahr 2014 gelingen könnte, «selbst die Verantwortung für die Sicherheit im Land zu übernehmen».
 
Lynndie England misshandelt Iraker

Bildmaterial: Wikipedia
Lynndie England beim Misshandeln eines gefangenen Irakers

Sehen Sie Spicer, es war kurz nach dem Abu-Ghuraib-Folterskandal im Irak, als auf irgendeinem TV-Sender die privaten Sicherheitsdienste als de facto Söldnerheere, ausserhalb nationaler Streitkräfte thematisiert wurden.
 
Das Schwergewicht lag dabei auf der US-amerikanischen Armee, die die Anzahl gefallener Söldner NICHT in die veröffentlichen Zahlen der gefallenen Soldaten einfliessen liess. Man konnte fast Mitleid kriegen mit jenen Söldnern, die irgendwo fielen, vielleicht unter schrecklichen Umständen zu Tode kamen, um die sich hingegen keiner scherte.
 
Bedenkt man die Söldner-Sache hingegen tiefer, müssen die Fragen erlaubt sein, welche paramilitärischen Operationen auch nie an die Öffentlichkeit gebracht werden, und ob die paramilitärisch getöteten Zivilpersonen überhaupt je in einer Statistik erscheinen werden.
 
Ihre Söldner-Truppen, Spicer, machen Kriege noch unüberschaubarer, noch unkontrollierbarer. Sie wandeln Kriegsrecht zur reinen Farce und potenzieren menschliches Elend.
 

 
Alles in allem gruppieren Sie eine unüberschaubare Menge an oft labilen Gestalten, die Sie halb ausgebildet in Kriege senden, wo sie auf welcher Seite auch immer kämpfen, dies letztlich auch, um das Ganze überhaupt selber irgendwie zu überstehen, ob sie nun Tötungsmaschinen geworden oder verzweifelte Jüngelchen geblieben sind.
 
Dazu kommt, dass diese Gestalten mangels nationaler Verpflichtung stets auf ihren Eigennutz bedacht sind, ein Umstand, der sicherlich dazu dienlich ist, Kriegsgräuel zu fördern, Kriegszeiten auszuweiten und grössere oder kleinere Scharmützel stets warmzuhalten.
 
Ihr Ableger «Aegis» befindet sich wie ein eitriges Darmstück verwaist in der Schweiz, und ich hoffe doch sehr, Sie seien sich bewusst, dass Sie hier nicht willkommen sind.
 
Das Zusatzprotokoll zu den Genfer Abkommen vom 12. August 1949 über den Schutz der Opfer internationaler bewaffneter Konflikte - In Kraft getreten für die Schweiz am 17. August 1982 (Stand am 24. Juni 2009)
Art. 47 Söldner
Art. 48 Grundregel
 
BYE BYE SIR !
GO BACK HOME
OR GO TO HELL
OR DO BOTH
BUT GO ! – WIDTH YOUR DAMN AEGIS.
 

 

Weitere Quellen …

AEGIS Group Holdings AG

Bildmaterial: SF Tagesschau
Gartenstrasse 22 – 4052 Basel, CH

10.08.2010
«Söldnerarmee: Basler Regierung wird jetzt beim Bund vorstellig»
 
09.08.2010
Söldnerfirma operiert künftig von Basel aus
 
Klick zur Karte der damaligen Hauptfiguren

Bildmaterial: NNDB
Tim Spicer war auch in die Sandline-Affäre in Papua-Neuguinea und Bougainville (ca. 1996) verstrickt.


 

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