Sonntag, 31. Oktober 2010

Deutschlands Politiker: Man macht jetzt in Adel !

Manchmal motiviert die Feiertagsmusse, eine überflüssige Sendung wie «hart aber fair» vom 27.10.2010 doch nochmals zu überfliegen. Die Ansprüche waren sehr überschaubar und lieferten unter dem Titel «Habe die Ehre: Kann ein Mann allein die Politik adeln?» die Antwort auch gleich mit: «Offenbar, wenn auch die Frau mithilft …»

Zertifiziert nach IFAA-Norm

Zertifiziert nach IFAA-Norm :
Stephanie Freifrau von und zu Guttenberg (Autorin und Präsidentin von Innocence in Danger)
Karl-Theodor Freiherr von und zu Guttenberg (Politiker, CSU)

Nebst der Erfüllung aller Adelsnormen jagen die Guttenbergs auch böse Phänomene: Die Freifrau lockt Eventual-Kinderschänder in die Falle, der Freiherr jagt die Taliban. Zudem sind beide fürchterlich krank: Ihr Blut ist blau.
 

Die IFAA-Norm

Ich habe mich ausser im Fach Geschichte nicht heftig um den Adel gekümmert und hätte gedacht, diese Gesellschaftsgruppe besässe allenfalls noch eine dekorative Funktion. Da das Übel aber insbesondere in Deutschland im Kommen zu sein scheint, bin ich zur IFAA-Norm (Adelsverband) verzweigt und habe erschüttert festgestellt: Es gibt sie !
Übersichtliche Darstellung

Zuordnung von Werten und Fertigkeiten

Die Menschen scheinen von der aktuellen Politik und deren Repräsentanten derart enttäuscht zu sein, dass die Sehnsucht (unter anderen) nach den folgenden Werten und Fertigkeiten gross ist. Doch: Glauben die Bürger wirklich, das Ersehnte bloss bei den Adeligen zu finden?
AnstandManieren
AufrichtigkeitMeinung (eigene)
Auftreten (gepflegtes)Pflichtbewusstsein
AusstrahlungRhetorik
AuthentizitätRückgrat
CharakterSchulbildung
EloquenzUmgangsformen
ErziehungUnabhängigkeit (wirtschaftliche)
GeradlinigkeitUnerschrockenheit
GlaubwürdigkeitWeltgewandtheit
Für das alles (und noch viel mehr) also soll Theodor zu Guttenberg stehen, so soll er sein, ein Mann ohne Furcht und Tadel, fehlerfrei und makellos, dekoriert mit seiner Frau Gemahlin und beide mit dem Nachweis adeliger Herkunft.
 
Die Umfrage in der WELT unter «Adelige Dressur und Frust. Guttenbergs Liebeszauber» vom 28.10.2010 steht momentan auf:
Sind Sie auch ein Guttenberg-Fan?
Abgegebene Stimmen:534
JA61 %
NEIN39 %
Stichzeit:  31.10.2010 – 00:05
Was früher der Ariernachweis soll jetzt der Nachweis adeliger Herkunft sein?
Eine kühne rhetorische Frage.
Wer hingegen gerne zur Feudalherrschaft mit lauter adeligen Politikern zurückkehren möchte, darf ruhig Guttenberg-Fan sein. Unter vielen aktuellen Problemen wären jene mit der Internetzensur wie dem Analphabetismus und all dem damit zusammenhängenden Kram gelöst: Die herrschende Klasse nähme den Untertanen die Rechner weg oder stellte schlicht den Saft ab. Und aufs Lesen und Schreiben könnte man in dieser Form der «Blut-und-Boden-Kultur» ohnehin verzichten, das erledigten alles einige Vasallen des Königs aus Berlin.
 
Aber glücklicherweise haben wir ja die BILD, die uns über alle bösen Visionen hinwegtröstet, so am 28.10.2010 unter «Brauchen wir mehr Adel in der Politik?»

«Guttenberg ist so erzogen worden, dass er einem Waldarbeiter in den Wäldern seines Vaters mit dem gleichen Respekt begegnet wie einer Prinzessin.»


 

Die Abtrünnige: Jutta Ditfurth

Immerhin gab es in der Sendung eine, die der Sehnsucht nach Adel auch nicht sehr zugetan war: Jutta Ditfurth. Sehr frei zitiert nur das Folgende:

«Solidarität ist mehr wert als Tischmanieren.»
«Ich glaube, dass Verschärfung in der Rolle Deutschlands, Truppen überall hinzuschicken, viel besser möglich ist, wenn man so ein Glamour-Paar hat, hinter dem man diese bösen Absichten gut verstecken kann. Weil - die überstrahlen alles.»

Und am Ende der Sendung gelang ihr, noch rasch einen adeligen Insider-Witz einzubauen:

«Welches Lebewesen ist dem Menschen am ähnlichsten? – Der Bürger!»


 
 
 
Ferfried Prinz von Hohenzollern
Ferfried Prinz von Hohenzollern fällt möglicherweise als Prinz sogar unter die Norm IFAA+, obwohl Teilstrecken seiner Biografie eher die Norm UH (Unter-Hund) erfüllten.
Aber da einem als schlichter Bürger von den Adeligen immerhin die Gnade der Menschenähnlichkeit zuteil wird, hält man etwas auf sich und nennt ihn höchstens mal verschmitzt: «Foffi».
 
Da Foffi hingegen kein Politiker ist, verschandelt er also diesbezüglich keine Landschaften. Das wird vielleicht einmal seine grösste Lebensleistung gewesen sein.
 
Bundeskanzlerin Angela Merkel 2005 in Bayreuth
Wäre Angela Merkel die Gnade der adeligen Geburt zuteil geworden, und hätte sie die entsprechende Erziehung geniessen dürfen, wäre das Ding in Bayreuth nicht passiert.
 
Auch befände sie sich heute nicht in einer Situation, in der sie auf allen Hochzeiten tanzen muss, um gehört und noch anerkannt zu werden.
 
Kommt Zeit,
Kommt andere Kanzlerschaft …
 

 

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