Mittwoch, 23. Februar 2011

Causa zu Guttenberg: Alea iacta est - Ein glückliches Ereignis

«Alea iacta est!»
« Les jeux sont faits.»

Selbst wenn sich hinter dem raschen Entscheid, Karl-Theodor zu Guttenberg den Doktortitel abzuerkennen, parteipolitisches Kalkül verstecken könnte:
Grossen Dank an die Verantwortlichen für das Bewerten dieses unsagbar irren Schriftsatzes.
 
Es waren bange Tage für die Uni Bayreuth, für die damals wie heute zuständigen Professorinnen und Professoren und auch für mich, standen doch das Wissen, das Handwerk des Wissens, eine ganze Skala von universitären Werten und Teile unserer Kultur und Zivilisation auf dem Spiel.
 
Den damaligen Prüfling und Doktoranden zu beurteilen steht mir nicht zu.
Freiherr von und zu Guttenberg hat die letzten Tage sein Wesen gezeigt, und ich hoffe sehr, er werde bald aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwinden, dies vor allem, um in Bereichen, wo es um Leben und Tod geht – der Bundeswehr –, keinen Schaden (mehr) anzurichten.
 

Glückliches Ereignis

Vor rund 217 Jahren hatten sich Goethe und Schiller anlässlich eines Treffens der Naturforschenden Gesellschaft in Jena getroffen. Goethe, der in vorerst grosser Distanz zu Schiller stand, schrieb Jahre später, nachdem zwischen den beiden schliesslich Freundschaft herrschte:

«Wir gelangten zu seinem Hause, das Gespräch lockte mich hinein; da trug ich die Metamorphose [2] der Pflanzen lebhaft vor und ließ, mit manchen charakteristischen Federstrichen, eine symbolische Pflanze vor seinen Augen entstehen. Er vernahm und schaute das alles mit großer Teilnahme, mit entschiedener Fassungskraft; als ich aber geendet, schüttelte er den Kopf und sagte:
 
"Das ist keine Erfahrung, das ist eine Idee."
 
Ich stutzte, verdrießlich einigermaßen: denn der Punkt, der uns trennte, war dadurch aufs strengste bezeichnet. Die Behauptung aus ´Anmut und Würde´ fiel mir wieder ein, der alte Groll wollte sich regen, ich nahm mich aber zusammen und versetzte: "Das kann mir sehr lieb sein, daß ich Ideen habe, ohne es zu wissen, und sie sogar mit Augen sehe."» (1)

Goethe hatte begriffen, selbst wenn dieser Bewusstseinsprozess für ihn keinen Sonntagsspaziergang bedeutete.
 
 
Ob der aktuelle Bundesverteidigungsminister fähig und / oder willens ist, einen solchen Prozess zu durchlaufen, ist im Augenblick nicht sicher. Vielleicht ist er trotz persönlicher Demutshaltung zu befangen in sich selbst dazu und bleibt wegen parteipolitischer Protektion durch die Union ein lächerlicher Hampelmann.
 
Und vielleicht bleibt er bloss noch ein Spielball, weil die Union verzweifelt um Zeit ringt, einen geeigneten Nachfolger zu finden.
Wir wissen es nicht. Und doch:
 
Der zu Guttenberg hat sein Trauerspiel getan – der Figurant kann geh´n.
 
 

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